MEDI kritisiert Vorschläge zur Notfallreform: „Gute Ansätze, aber nicht zu Ende gedacht“

Der Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg e. V. sieht gute Ansätze bei den Empfehlungen der Regierungskommission für die Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland, kritisiert aber die Besetzungszeiten der Integrierten Notfallzentren, sowie die fachliche Besetzung. Eine ausreichende Anzahl von Kolleginnen und Kollegen mit Weiterqualifikation in der Notfallmedizin müsse erst noch geschaffen werden, fordert der Verband. Außerdem warnt MEDI davor, dass Ärztinnen und Ärzte Notdienste „aus eigener Tasche“ mitfinanzieren. Der fachübergreifende Verbund vermisst zudem konkrete Lösungen für die Verbesserung der mangelnden Gesundheitskompetenz in Deutschland.

„Die Ansätze der Regierungskommission für die Reform der Notfall- und Akutversorgung sind partiell gut, aber leider nicht zu Ende gedacht. In vielen Bereichen fehlen konkrete Lösungs- und realistische Umsetzungsvorschläge“, fasst Dr. Norbert Smetak, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg e. V., seine Analyse zusammen.

Der Ärzteverband hält die Vorschläge zur Besetzung der Integrierten Notfallzentren werktags ab 14 Uhr für unrealistisch angesichts des zunehmenden Ärztinnen- und Ärztemangels und der Überalterung der niedergelassenen Ärzteschaft. Auch der Vorschlag KV-Notfallpraxen nur mit Fachärztinnen und -ärzten der Inneren Medizin, Chirurgie, Allgemeinmedizin oder Anästhesie oder über eine Weiterqualifikation in der Notfallmedizin zu besetzen orientiere sich nicht an der Realität der niedergelassenen Ärzteschaft. „Es fehlen Ärztinnen und Ärzte an allen Ecken und Enden“, bemängelt Smetak. Warum nicht auch Orthopädinnen und Orthopäden und Neurologinnen und Neurologen vorgesehen werden, bedürfe einer Erläuterung. Außerdem sollten auch andere Fachgruppen die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin ableisten.

Massive Kritik übt MEDI an der Finanzierung der Notfallversorgung. „Es kann nicht sein, dass die niedergelassene Ärzteschaft im KV-Bereich Notdienste aus der eigenen Tasche mitfinanziert. Kein Klempner zahlt für seinen eigenen Notdienst. Im Gegenteil: Er wird dafür bezahlt und kann noch einen ordentlichen Zuschlag berechnen“, mahnt der MEDI-Vizechef.

Eine große Chance für die Entlastung des Gesundheitswesens sieht MEDI bei der Förderung der Gesundheitskompetenz. „Wir sind in puncto Gesundheitskompetenz Schlusslicht in Europa. Mit effektiven Schulungs- und Präventionsangeboten müssen wir diese Fertigkeiten bei den Bürgerinnen und Bürgern unbedingt ausbauen. Das wäre ein echter Gewinn für das Gesundheitssystem und würde auch die Notfallmedizin massiv entlasten. Da fehlen mir konstruktive Vorschläge der Regierungskommission“, so Smetak.

Tanja Reiners

 

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