Menschen bei MEDI: Dr. Wolfgang von Meißner

Viele Menschen wünschen sich, dass alles besser wird. Weit seltener sind die, die Veränderungen anstoßen und umsetzen. So einer ist Dr. Wolfgang von Meißner. Der Facharzt für Allgemeinmedizin in Baiersbronn versucht Organisationsstrukturen für eine effiziente ambulante Versorgung auf die Beine zu stellen und setzt auf Arbeitsteilung und Teamarbeit.

Es ist sicher kein Zufall, dass er zu den „Hausärzten im Spritzenhaus“ gehört. Die große Praxisgemeinschaft aus zwei Berufsausübungsgemeinschaften bezeichnet der Hausarzt liebevoll als Teampraxis. Hier zeigt sich schon seit Jahren, wie sinnvoll eine klare Verteilung von Aufgaben ist – ganz besonders in Krisenzeiten. Viele Abläufe wurden gezielt gebündelt und Verantwortlichkeiten verteilt: Es gibt zuständige Ärzte für Abstriche, für nicht infektiöse und für infizierte Patienten.

„Dank guter Organisation haben wir Luft zum Durchatmen“
Zusätzlich findet eine telefonische Beratung statt, es gibt einen telemedizinischen und einen MFA-Arbeitsplatz im Homeoffice. Dadurch ist es sogar möglich, dass auch in Krisenzeiten ein Arzt krank werden kann, ohne dass alles zusammenbricht. „Unsere gute Organisation in der Krise verschafft uns die nötige Luft zum Durchatmen“, so von Meißner.

Er ist nicht nur lokal und im MEDI Verbund gut vernetzt, er kennt die Kollegen in der Berufs- und Standespolitik, im Hausärzteverband oder in der DEGAM. Berufspolitisch liegt sein Schwerpunkt als Mitglied im Zulassungsausschuss Karlsruhe auf der Mitgestaltung der Versorgung im ambulanten Sektor. Als Gesellschafter der MEDI-MVZ arbeitet er eng mit Wolfgang Fink zusammen, dem MVZ-Geschäftsführer.

MEDI hatte mit dem Projekt „Arztpraxen 2020“ bewusst Neuland betreten. Praktisch umgesetzt wurden die Pläne im Schwarzwald von Machern wie Fink und von Meißner. Die beiden diskutieren auch heute noch viele organisatorische Fragen zu zweit oder gemeinsam mit weiteren Ärztinnen und Ärzten. Mit dabei ist oft von Meißners Bruder Paul Blickle, der ebenfalls als Facharzt für Allgemeinmedizin und Partner bei den „Hausärzten im Spritzenhaus“ arbeitet.

Lösungsorientierter Kreis von Teamplayern
Die Brüder sind übrigens inzwischen auch Sprecher und Stellvertreter der MEDI-GbR Freudenstadt. Von Meißner hat einen Kreis eingespielter Teamplayer aufgebaut, die sich vertrauen und auch mal die halbe Nacht diskutieren, bis eine innovative, tragfähige Lösung entstanden ist. Ein schönes Beispiel ist der Aufbau eines Drive-ins für Coronatests in der Praxis-Tiefgarage.

Die Idee samt Umsetzung entstand quasi über Nacht ganz zu Anfang der Pandemie. Damals hatten die Ärzte im Ärztenetz Freudenstadt schmerzhaft begriffen, dass sie unbedingt ein Abstrichzentrum brauchten – und dass sie bei der Lösung des Problems nicht mit Hilfe rechnen konnten.

Physician Assistants für eine bessere Versorgung
Ein anderes Beispiel mit anderen Playern ist die Ausbildung von Physician Assistants (PA): ein Studiengang für Menschen aus nicht ärztlichen Gesundheitsberufen, MFA etwa. Die PA könnten in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Sicherung oder Verbesserung der Versorgung in Klinik und Praxis spielen. Angesichts der Versorgungsengpässe auf dem Land war von Meißner sofort von dem Konzept begeistert. Inzwischen studiert die ehemalige MFA Vanessa Billing PA in Karlsruhe, die Praxisphasen absolviert sie in Baiersbronn.

Nach der Coronakrise
Auch darüber denkt von Meißner nach. Ist die Vorstellung zu pessimistisch, dass möglicherweise nicht jede Praxis diese Krise übersteht? Die Versorgung gerade auf dem Land würde dann noch schwieriger. Andererseits bemerkt er nicht nur in seinem direkten Umfeld einen wahren Innovationsschub: Die Digitalisierung kommt unerwartet schnell voran, plötzlich sind Telefonkonferenzen oder Telemedizinsprechstunden alltäglich.

Weiter in die Zukunft gedacht, sieht er gute Chancen für den weiteren Aufbau der MEDI-MVZ und für eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung. Der Allgemeinmediziner erinnert sich, wie er als Anästhesist und Notfallmediziner die Zeitschrift „retten!“ gründete, die er jahrelang als Herausgeber im Georg-Thieme-Verlag mitverantwortete.

Damals war er fasziniert von effizienter Intensivmedizin. Als angehender Facharzt für Allgemeinmedizin lernte von Meißner in Baiersbronn eine andere Sicht auf Kranke und Krankheiten kennen. Sprechende Medizin, Familienmedizin und auch mal abwarten – das sind Aspekte, die auf der Intensivstation zu kurz kommen. „Wenn ich heute noch einmal in der Klinik arbeiten würde, wäre ich ein anderer Arzt als damals“, gibt er offen zu, „vielleicht ein besserer.“

Neue Zeitschrift für Allgemeinärzte
In den letzten Monaten hat er nebenher gemeinsam mit Kollegen eine neue allgemeinmedizinische Zeitschrift auf den Weg gebracht, die „Allgemeinmedizin up2date“. Er hofft sehr, dass sie viele junge Ärztinnen und Ärzte von den Vorteilen der Allgemeinmedizin überzeugen kann. Sein Wissen und seine praktischen Fähigkeiten aus der Intensiv- und Notfallmedizin kann er übrigens nicht erst seit Beginn der Coronakrise auch auf dem Land gut gebrauchen. Er ist aktiv als Notarzt unterwegs und Mitglied im Landesausschuss Notfallmedizin der Landesärztekammer.

In Baiersbronn gibt es das Kinderintensivhaus Luftikus für langzeitbeatmete Kinder. Hier kommt dem Hausarzt seine intensivmedizinische Kompetenz sehr zugute. Seit Beginn der Coronakrise erinnert er sich oft an die ARDS-Patienten, die er früher auf der Stuttgarter Intensivstation betreut hat. „Für mich ist dieser Erfahrungshintergrund wirklich genial“, hebt er hervor. Man merkt von Meißner an, dass er mit seinem Leben zufrieden ist. Es klingt nicht übertrieben, wenn er sagt: „Ich bin gerne Arzt, das ist meine Berufung, mein Beruf und mein Hobby.“

Ruth Auschra

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