„Man muss als MFA multitaskingfähig sein“

6. Juli 2020

Es gibt sie noch, die sympathischen Azubis, die Freude an ihrer MFA-Ausbildung haben. In der Praxis des MEDI-Arztes Dr. Andreas Tosch in Ulm wird viel Wert auf eine gute Ausbildung gelegt. Azubi Feyza Kocak erklärt, warum MFA der ideale Beruf für sie ist und welche Rolle die Wertschätzung in der Praxis spielt.

MEDI: Frau Kocak, Sie machen eine Ausbildung als Medizinische Fachangestellte. Warum?

Kocak: Nach dem Abitur habe ich drei Semester studiert, Betriebswirtschaftslehre im Gesundheitswesen. Aber das Studium war mir zu trocken, der Patientenbezug fehlte. Ich wollte gerne etwas Praktisches und Sinnvolles machen. Jetzt habe ich den richtigen Weg gefunden, MFA passt perfekt zu mir.

MEDI: Seit wann machen Sie jetzt die Ausbildung?

Kocak: Ich bin seit Mai 2019 in der Praxis von Dr. Tosch. Zuerst habe ich ein Vorpraktikum gemacht, seit 1. August bin ich Azubi. Die Idee mit dem Vorpraktikum hatte übrigens unsere Praxismanagerin, Karina Müller.

MEDI: Ist die Ausbildung schwer?

Kocak: Anfangs fand ich das Zeitmanagement schwierig. Man muss als MFA schon multitaskingfähig sein! Patienten kommen in die Praxis, rufen an, Notfälle passieren – trotzdem muss man strukturiert arbeiten. Auch die Anforderungen der Patienten sind oft hoch. Viele Menschen erwarten, dass alles perfekt für ihre Bedürfnisse passen muss.

MEDI: Was gefällt Ihnen an dem Beruf?

Kocak: Der Umgang mit Patienten, dafür bekommt man manchmal sogar ein Dankeschön.

MEDI: Gibt es typische Aufgaben, die Sie bereits übernehmen?

Kocak: Anfangs war ich in der Funktionsdiagnostik, da habe ich zum Beispiel EKG, Belastungs-EKG und -Blutdruckmessungen, ABI-Messungen, Pulswellenanalyse und VNS-Analyse oder Hörtests gemacht. Momentan arbeite ich an der Anmeldung, also vor allem Terminvergabe, Telefon und Rezeptausgabe.

MEDI: Das heißt, Sie müssen am Telefon auch Notfälle identifizieren. Anspruchsvoll, oder?

Kocak: Ich wurde da sehr gut eingelernt. Wir haben eine Checkliste für die Erkennung von Notfällen und wenn ich unsicher bin, kann ich jederzeit bei der Praxismanagerin oder den Ärzten nachfragen. Wir machen auch regelmäßig Notfallmanagement-Schulungen.

MEDI: Werden Sie vom Team ausreichend unterstützt?

Kocak: Ja, auf jeden Fall! Wir helfen uns hier gegenseitig und ich kann immer Fragen stellen. Ganz wichtig finde ich auch, dass wir Azubis alle zwei Wochen eine Fragestunde mit den Ärzten haben. Zuerst stellen die Ärzte eine Stunde lang ein Thema aus dem Ausbildungsrahmenplan vor, zum Beispiel Qualitätsmanagement, Behandlungsvertrag oder Wundversorgung. Dann haben wir noch mal 30 Minuten Zeit, um Fragen zu stellen, die sich ergeben haben. Die Praxismanagerin macht außerdem einmal die Woche eine Abrechnungsschulung mit uns, wo sie EBM-Ziffern vorstellt.

MEDI: Das klingt super! Viele Praxen suchen ja MFA und Auszubildende und finden niemanden.

Kocak: Ich höre von anderen MFA-Azubis, dass die Wertschätzung in der Praxis manchmal fehlt und man Azubis als billige Aushilfen ansieht. Der geringe Lohn macht den Beruf ziemlich unattraktiv.

MEDI: Haben Sie einen konkreten Tipp, wie man jemanden finden könnte?

Kocak: Ein paar Mitschülerinnen in der Berufsschule waren sehr unzufrieden mit ihren Praxen und hätten gerne gewechselt, haben aber keine neue Praxis gefunden. Ich würde in die Berufsschulen gehen und einen Aushang machen. Dabei kann man deutlich machen, dass man Auszubildende als vollwertige Teammitglieder ansieht.

MEDI: Fühlen Sie sich als vollwertiges Teammitglied?

Kocak: Ja! Ich werde nicht zum Putzen abgestellt oder als Bote für Einkäufe benutzt, sondern lerne einen Beruf, der mir Freude macht.

Ruth Auschra

 

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