„Jedes MEDI-MVZ ist ein Unikat“

Vor vier Jahren startete der MEDI Verbund im Südwesten das Projekt „Arztpraxen 2020“. Es unterstützt MEDI-Ärztinnen und -Ärzte dabei, freiberufliche MVZs in unterversorgten Regionen aufzubauen. Inzwischen gibt es fünf MEDI-MVZs, weitere sind in Planung. Projektleiter Wolfgang Fink erklärt im MEDI-Interview die weitere Entwicklung – und warum das MEDI-Konzept Erfolg hat.

MEDI: Herr Fink, man hört ja immer wieder von diversen Bemühungen, des Ärztemangels Herr zu werden. Was macht MEDI anders?

Fink: Grundsätzlich läuft alles, was wir machen, unter dem Motto „von Ärzten für Ärzte“. Bei uns machen nie ein Krankenhaus, eine Kommune oder irgendein nichtärztlicher Investor mit. Das haben wir sogar gesellschaftsrechtlich ausgeschlossen. Das heißt, bei unseren MEDI-MVZs steht die regionale ambulante Patientenversorgung an erster Stelle – idealerweise im Zusammenspiel mit den Hausarzt- oder Facharztverträgen, die MEDI Baden-Württemberg ja mitverhandelt hat und weiterentwickelt. Diese Verträge bedeuten für die Praxen ein großes Maß an wirtschaftlicher Sicherheit.

MEDI: Wo arbeiten MEDI-MVZs schon erfolgreich und wo entstehen die nächsten?

Fink: Das erste MEDI-MVZ entstand im Januar 2017 in Aalen, nach einer gesellschaftsrechtlichen Orientierungsphase unsererseits folgten im April, Juli und Oktober 2018 die MEDI-MVZs in Baiersbronn, Stuttgart und in Böblingen. Das neueste MEDI-MVZ öffnete seine Pforten gerade in Wendlingen. Aktuell laufen sehr viele Gespräche in ganz Baden-Württemberg, vielversprechende Projekte gibt es vor allem im Schwarzwald und im Ostalbkreis.

MEDI: Wie unterscheiden sich die einzelnen MEDI-MVZs voneinander?

Fink: Bisher sind sie immer aus bestehenden Arztpraxen entstanden, in denen die ehemaligen Inhaber noch als angestellte Ärzte weiterarbeiten wollten. Daher ist jedes MEDI-MVZ ein Unikat. Wir möchten nicht von heute auf morgen langjährig erfolgreiche Arztpraxen umkrempeln, sondern gemeinsam in zukunftsfähige Einrichtungen überführen.

MEDI: Könnten Sie das etwas näher erläutern?

Fink: Um gegen Investoren-MVZs bestehen zu können, müssen wir so viele Prozesse wie möglich und vor allem die Praxissoftware vereinheitlichen – dabei aber trotzdem die Individualität eines jeden MEDI-MVZ wahren. In jedem MEDI-MVZ sind Mediziner und MFA angestellt, deren Vorstellungen und Anforderungen an uns mit denen der MEDI-MVZs in Einklang gebracht werden müssen. Der größte Unterschied liegt aber sicher in den vorhandenen Räumlichkeiten. Sofern das regional möglich und sinnvoll ist, versuchen wir jedes MEDI-MVZ in neue, moderne Räumlichkeiten zu überführen. Langfristig gesehen können wir gerade mit einer solchen Infrastruktur den Anforderungen der Mitarbeiter und auch der Versorgungssituation gerecht werden. Wir sind dadurch auch attraktiver für den ärztlichen Nachwuchs.

MEDI: Die MEDI-MVZs haben ja auch speziell junge Ärztinnen und Ärzte im Blick. Wie genau?

Fink: Bei uns können schon Famulanten und PJler in den MEDI-MVZs hospitieren und sich ein Bild von der hausärztlichen Tätigkeit machen. In Baiersbronn zum Beispiel bieten wir sogar eine Übernachtungsmöglichkeit an! Die Studenten sind dann immer erstaunt, dass es im tiefen Schwarzwald moderne Hausarztmedizin in Teampraxen gibt, und erzählen das in den Universitätsstädten in ganz Deutschland weiter.
In unseren größeren MVZs können Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zur Allgemeinmedizin von den Praxisabgebern lernen – auch früher als die üblichen letzten 24 Monate und in völlig flexiblem Umfang. Später steht den fertigen Fachärzten jede Möglichkeit der Anstellung in einer großen Teampraxis oder auch der Weg in die Niederlassung offen.

MEDI: Das ist aber noch nicht alles?

Fink: Nein. Wir bieten Ärztinnen und Ärzten auch eine Tätigkeit in einer Zweigpraxis an. Dort werden sie beispielsweise bei bürokratischen Aufgaben entlastet und können sich voll und ganz ihrem Arztsein widmen. Unsere Unterstützung lässt sich flexibel gestalten und kann auch nach und nach weniger werden. Der Arzt oder die Ärztin übernimmt mehr und mehr Verantwortung bei steigendem Verdienst. Und wenn sie sich bereit fühlen, können sie jederzeit bestimmen, ob sie die Zweigpraxis in die eigene Einzelpraxis oder BAG überführen. Das wird von uns vertraglich zugesichert. Eine Art Traineeprogramm für die Selbstständigkeit mit dem Sicherheitsnetz der Anstellung im MEDI-MVZ.

Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen MEDITIMES.

KONTAKT

Interessierte Ärztinnen und Ärzte können sich unter Tel. 0711 80 60 79-0 melden oder per E-Mail unter fink@medi-verbund.de 
Weitere Informationen zum MEDI-MVZ-Projekt gibt es auch hier in unserem MEDI-Blog.

 

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

MEDI und vdek unterzeichnen gemeinsame Erklärung für eine starke ambulante Versorgung

Mit einer Protestaktion hatte der fachübergreifende Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg e. V. vor einigen Wochen auf die Forderungen des Verbands der Ersatzkassen e. V. (vdek) für die ambulante Versorgung vom vergangenen Januar reagiert. In einem konstruktiven Gespräch haben sich jetzt beide Verbände auf Ziele geeinigt und sie in einer gemeinsamen Erklärung unterzeichnet.

Deutscher Ärztetag: MEDI plant gemeinsam mit weiteren Ärzteverbänden große Protestaktion

Die fachübergreifenden Ärzteverbände MEDI GENO Deutschland e. V. und MEDI Baden-Württemberg e. V. planen gemeinsam mit weiteren Ärzteverbänden eine große Protestaktion zum Auftakt des 128. Deutschen Ärztetags am 7. Mai 2024 um neun Uhr vor der Rheingoldhalle in Mainz. Laut Ärzteverbände wolle man die große mediale Aufmerksamkeit der Veranstaltung nutzen, um auf die prekäre Situation der ambulanten Versorgung und der Kliniken hinzuweisen.

„Ohne Selektivverträge könnten wir als Praxis nicht überleben“

Die Allgemeinmedizinerin Dr. Christine Blum vertritt als Beisitzerin im Vorstand von MEDI Baden-Württemberg e. V. die Interessen der angestellten Ärztinnen und Ärzte. Sie hat sich von der Orthopädie und Unfallchirurgie verabschiedet, um die Hausarztpraxis ihres Vaters zu übernehmen – und kann sich nun keine andere Art zu arbeiten mehr vorstellen.