WLAN im Wartezimmer: Sicherheit geht vor

26. August 2019

Im Wartezimmer noch ein paar Mails checken oder sich mit YouTube-Videos die Zeit vertreiben. WLAN für Patientinnen und Patienten ist ein schöner Service in der Praxis. Aber: Wie sicher ist der Zugang in einer Praxis? IT-Experte Jan Hinrichs der Hinrichs IT-Service GmbH hat bereits im MEDI-MVZ „Ärzte am Reichenbach“ WLAN für Patientinnen und Patienten installiert und gibt Tipps zur Sicherheit.

MEDI: Was ist zu beachten, wenn man einen WLAN-Zugang für Patientinnen und Patienten einrichtet?
 
Hinrichs: Ein solcher Zugang ist zunächst einmal mit Vorsicht zu genießen. Es sollte auf keinen Fall einfach das WLAN des Praxis-Routers verwendet werden! Eine Firewall ist unbedingt notwendig. Sie muss jedoch entsprechend konfiguriert werden, was ein Fachmann durchführen muss.

MEDI: Was sind die Risiken?

Hinrichs: Ein falsch installiertes WLAN gibt den Patienten Zugriff auf das gesamte Praxis-Netzwerk und im schlimmsten Fall auf Patientendaten. Das ist datenschutzrechtlich sehr problematisch. Im MEDI-MVZ ‚Ärzte am Reichenbach‘ haben wir ein WLAN für Patienten installiert und es entsprechend mit einer Firewall abgesichert. Somit ist die Nutzung sicher und für die Patienten ein schöner Service.

MEDI: Und wenn die Nutzerinnen und Nutzer über das Praxis-WLAN illegales Filesharing betreiben – also urheberrechtlich geschützte Daten wie Musik oder Filme teilen?

Hinrichs: Wir konfigurieren die Firewalls so, dass einerseits nur bestimmte Dienste im Internet erreichbar sind, andererseits wird ein Content-Filter eingerichtet. Dadurch wird gesteuert, auf welche Inhalte die WLAN-Nutzer zugreifen dürfen. Durch die Kombination aus beiden Mechanismen ist gewährleistet, dass das Risiko, dass illegale Inhalte besucht oder geteilt werden, so gering wie möglich ist.

MEDI: Müssen die Inhaber der Internetanschlüsse für das haften, was die WLAN-Nutzer im Internet machen?

Hinrichs: Im Oktober 2017 hat die Bundesregierung eine Änderung des Telemediengesetzes beschlossen. Seitdem können sich Anbieter von freien WLAN-Zugängen auf das sogenannte Haftungsprivileg berufen. Damit sind sie für Rechtsverletzungen anderer nicht schadensersatzpflichtig und machen sich nicht mehr strafbar. Zu beachten ist jedoch, dass die Anbieter von freiem WLAN dazu verpflichtet werden können, bestimmte Seiten oder Inhalte zu sperren. Das ist mit der von uns installierten Firewall inklusive Content-Filter sehr einfach zu realisieren.

MEDI: Wie können sich Patientinnen und Patienten einfach und sicher in den Hotspot einloggen?

Hinrichs: Wir installieren grundsätzlich nur verschlüsselte WLAN-Zugänge. Um sich einzuloggen, erhalten sie vom Praxisteam den Namen und den Schlüssel.

MEDI: Wie bekommt man eine flächendeckende Ausstrahlung in der Praxis hin – gerade bei großen Praxen?

Hinrichs: Je nach Größe der Praxis installieren wir mehrere sogenannte Access Points, um eine komplette Abdeckung zu erreichen. Die Abdeckung testen wir vor Ort.

MEDI: Was kostet die technische Einrichtung eines WLAN-Zugangs?

Hinrichs: Das ist abhängig von der Größe der Praxis und den notwendigen Access Points. Eine Installation mit Firewall, Lizenz für ein Jahr und einem Access Point liegt bei circa 750 Euro.

MEDI: Kann die Firewall auch für die Absicherung des eigentlichen Praxisnetzwerks genutzt werden?

Hinrichs: Selbstverständlich. Gerne richten wir die Firewall so ein, dass auch das Netzwerk vor Zugriffen geschützt wird. Es ergibt sich also durch die Einrichtung nicht nur ein Komfort für die Patienten, sondern auch ein großer Gewinn an Sicherheit für die Praxis.

Tanja Reiners

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