Entlastung für Kinder- und Jugendärzte: Die SOPASS kommt

13. Dezember 2021

Die Beratungsleistung der Kinder- und Jugendärzte nimmt viel Zeit in Anspruch. Ab Januar 2022 können MFA viele dieser wichtigen Aufgaben übernehmen – vorausgesetzt sie haben die Weiterbildung zur Sozialpädiatrie- und Präventionsassistentin (SOPASS) absolviert. MEDI-Projektleiter Alexander Bieg gibt Einblicke in die neue Ausbildung.

MEDI: Warum ist die SOPASS-Ausbildung so wichtig für Pädiater?

Bieg: Bei ihnen herrscht großer Ärztemangel. Durch die Qualifizierung von MEDI, der AOK Baden-Württemberg und der Deutschen Akademie für Prävention und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter, kurz DAPG, können MFA Kinder- und Jugendarztpraxen entlasten. Gerade in diesem Fachbereich gibt es eine hohe Beratungsleistung und viele Präventionsangebote für Eltern und Kinder. Studien zeigen, dass sich diese Angebote und engmaschige Beratungen sehr positiv auf die Gesundheit im späteren Erwachsenenalter auswirken.

MEDI: Was sind die konkreten Aufgaben einer SOPASS?

Bieg: Sie unterstützt vor allem in der Präventionsarbeit. Sie berät Familien beispielsweise über regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Ernährungsprogramme, den plötzlichen Kindstod, Raucherentwöhnungsprogramme für Eltern oder zu psychosozialen Fragen. Sie ist dabei nicht nur Beraterin, sondern auch Motivatorin. Die SOPASS ist zentrale Ansprechpartnerin für Eltern und Kinder und betreut und koordiniert alle Termine.   

MEDI: Welche Vorteile haben MFA, wenn sie diese Ausbildung machen?

Bieg: Durch die höhere Qualifikation wird die Arbeit verantwortungsvoller und interessanter. Die SOPASS bekommt einen eigenen Patientenstamm, den sie begleitet. Außerdem können Teile der Ausbildung für ein Fachwirtstudium in der ambulanten medizinischen Versorgung angerechnet werden. Darüber hinaus ergibt sich die Chance auf einen möglichen monetären Ausgleich.

MEDI: Welche Vorteile haben Praxen?

Bieg: Kinder- und Jugendärzte werden entlastet, gleichzeitig kann die Qualität in der Prävention und Beratung gesteigert werden. Die Praxen erhalten ab dem 1. Januar 2022 einen Zuschlag von fünf Euro pro Quartal auf jede sozialpädiatrische Beratung und Vorsorgeuntersuchung. Außerdem ist die Ausbildung für Praxischefs eine schöne Möglichkeit, guten MFA mehr Verantwortung zu übertragen und sie damit langfristig an die Praxis zu binden.

MEDI: Wie läuft die Ausbildung ab?

Bieg: Sie findet in Teilen in Präsenz aber auch digital statt – das hängt von der Pandemielage ab. Drei Kurse mit 130 Unterrichtseinheiten werden von der DAPG angeboten: die Module Basis, Prävention und Sozialpädiatrie. Diese Kurse laufen aktuell zum ersten Mal. Darauf folgen 20 weitere Unterrichtseinheiten von MEDI und AOK Baden-Württemberg auf der digitalen Bildungsplattform MEDIVERBUND CAMPUS. Die Kurse der DAPG sind Voraussetzung, um an dem weiteren digitalen Unterricht und der Abschlussprüfung teilzunehmen.

MEDI: Welche Inhalte werden vermittelt?

Bieg: Themen wie Kommunikation, Gesprächsführung, Entwicklungspsychologie, Prävention im Kinder- und Jugendalter und sozialpädiatrische Inhalte wie Entwicklungsfürsorge und -diagnostik oder Sicherung des Kindeswohls. Der Ausbildungspart von MEDI und AOK Baden-Württemberg beschäftigt sich unter anderem mit selektivvertraglichen Regelungen, Abrechnungsmodalitäten oder medikamentösen und nicht-medikamentöse Therapien.

MEDI: Gibt es eine Prüfung als Abschluss?

Bieg: Ja, es gibt eine Prüfung bei der DAPG mit einer Hausarbeit und einem Abschlusskolloquium und eine weitere für den zweiten Part der Weiterbildung.

MEDI: Was kostet die Ausbildung für Praxen?

Bieg: Sie kostet 2.996 Euro für MEDI-Mitglieder und 3.096 Euro für Nicht-Mitglieder.

Tanja Reiners

p

Weitere Informationen

Aktuelle Termine finden Sie unter Fortbildungstermine und Seminartermine | DAPG e.V.

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

“Die ePA ist die Antwort auf eine Frage, die niemand gestellt hat”

Der Psychiater und Autor Dr. Andreas Meißner warnt in seinem Buch vor einem Bruch der Schweigepflicht durch die elektronische Patientenakte (ePA). Sein Wissen hat er als Mitglied der ePA-Taskforce bei MEDI eingebracht. Im Gespräch erläutert Meißner, warum er die aktuelle ePA für problematisch hält und wie Digitalisierung der Versorgung dienen kann.

15 Jahre Kardiologievertrag: “Klassische Win-win-Situation”

Seit Jahren prägen die Haus- und Facharztverträge von MEDI die ambulante Versorgung im Südwesten. Vor 15 Jahren startete bundesweit der erste Kardiologievertrag. Im Interview blickt MEDI-Chef Dr. Norbert Smetak zu den Anfängen zurück und erklärt, warum die Verträge heute wichtiger denn je sind.

Apothekenreform: Ärzteverband MEDI fordert Dispensierrecht und Entlastung der Praxen – statt Kompetenzen zu verlagern

MEDI Baden-Württemberg e. V. kritisiert die politischen Pläne, Apotheken im Rahmen der geplanten Apothekenreform deutlich mehr Befugnisse zu übertragen. Aus Sicht von MEDI brauchen Arztpraxen vor allem Entlastung durch Bürokratieabbau, die Entbudgetierung und eine effizientere Digitalisierung – statt einer Verschiebung medizinischer Kompetenzen. Zusätzlich fordert der Verband das Dispensierrecht für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im Bereitschaftsdienst und Notdienst, um die Handlungsfähigkeit zu stärken und die Versorgung – insbesondere in ländlichen Regionen – zu verbessern.