Wer versteht das Impfmanagement der Politik? – Ein Kommentar von Dr. Werner Baumgärtner

Mitten in der vierten Welle der Pandemie hat das Impfchaos seinen Höhepunkt erreicht. Viel zu wenig Impfstoff, falsche Versprechen der Politik und riesige bürokratische Hürden. MEDI-Chef Dr. Werner Baumgärtner kommentiert die aktuelle Lage und stellt klare Forderungen an die Politik.

Wir haben das Impfen in den Praxen trotz Auslastung nach der dritten Welle wieder hochgefahren, nachdem unsere Praxen und unsere Teams von einigen Politikern an den Pranger gestellt wurden.

Vorletzte Woche war der Impfstoff bestellt, die Termine an die Patientinnen und Patienten vermittelt. Dann kam von Herrn Spahn die Ankündigung, dass pro Arzt und pro Woche nur 40 Dosen Biontech zur Verfügung stünden, Moderna gäbe es ausreichend. Anstatt zu impfen, wurde in den Praxen diskutiert und umorganisiert.

Vergangene Woche hatten nach Angaben der KBV die niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte 8,6 Millionen Dosen Impfstoff bestellt – der Großhandel konnte nur 4,6 Millionen Dosen liefern! Kleinlaut verkündet das BMG, dass jetzt auch zu wenig Moderna-Impfstoff zur Verfügung gestellt werden konnte. Wieder frustrane Umbestellungen, ein maximaler bürokratischer Aufwand ohne Bezahlung, die betroffenen Patientinnen und Patienten waren sauer!

Parallel dazu wurden – trotz fehlendem Impfstoff – die Impfzentren wieder geöffnet. Jetzt sollten laut Herrn Spahn am Sonntagabend in einer Talkshow pro Woche drei Millionen Dosen Biontech und sechs Millionen Dosen Moderna zur Verfügung stehen. Angeblich bis zum Jahresende. Warum wurde diese Woche dann kontingentiert und nur 4,6 Millionen Dosen Impfstoff ausgeliefert?

Es wird aber noch besser: Am Wochenende verkündet Herr Scholz lautstark, dass bis zum Jahresende alle geboostert sein sollten. Deshalb müssen – neben den Impfzentren – jetzt auch noch die Apotheker und Zahnärzte impfen! Ja, mit welchem Impfstoff denn bitte? Weiß Herr Scholz, dass für seine angekündigte Boosterung mindestens 60 Millionen Dosen nötig sind? Weiß er, dass laut Herrn Spahn aber nur 36 Millionen Dosen bis zum Jahresende zur Verfügung stehen?

Versteht noch irgendjemand dieses Impfmanagement der Politik? Sind unsere Praxen beim Impfen die Resterampe der Politik?

Wir fordern von den politisch Verantwortlichen:

  1. Die Bereitstellung von ausreichend Impfstoff, sowohl von Moderna als auch von Biontech.
  2. Die frühzeitige Information bei fehlendem Impfstoff. Das weiß man doch schon Wochen vorher! Wir wollen impfen und nicht dauernd umorganisieren.
  3. Schluss mit der Bürokratie und dem Papierkrieg – wir ertrinken in Papier! Eine elektronische Impf-Dokumentation wie bei anderen Impfungen muss genügen und ist zudem umweltfreundlicher.
  4. Gleiche Bezahlung für alle Impfenden, egal ob Praxen oder Impfzentren. Endlich auch Zulagen aus Steuermitteln für unsere MFA, die auch seit fast zwei Jahren am Anschlag arbeiten.

Impfen, insbesondere die Impfberatung, ist nicht ohne Grund ärztliche Aufgabe. Wer impft, sollte auch mit den Impfkomplikationen umgehen können, ansonsten werden Leben und Gesundheit der zu Impfenden gefährdet.

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