Krankenhaustransparenzgesetz: „Die Belange der ambulanten Versorgung als wichtigste Versorgungsinstanz werden nicht berücksichtigt“

 

Die fachübergreifenden Ärzteverbände MEDI GENO Deutschland e. V. und MEDI Baden-Württemberg e. V. kritisieren das geplante Krankenhaustransparenzgesetz. Die Verbände fordern für einen aussagekräftigen Online-Atlas eine genaue Risikoadjustierung. Außerdem mahnen die Vertreter der niedergelassenen Ärzteschaft mit Blick auf den sogenannten Transformationsfonds für die Kliniken von 50 Milliarden Euro für die kommenden zehn Jahre, die ambulante Versorgung nicht zu vergessen. Sie mache rund 90 Prozent der medizinischen Versorgung der Bevölkerung aus und sei damit die wichtigste Versorgungsinstanz.

„Das Gesetz klingt nach Zuckerbrot und Peitsche. Für den immensen bürokratischen Aufwand und mehr Transparenz in den Kliniken durch den Online-Atlas gibt es als Motivation 50 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren“, kommentiert Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender von MEDI Baden-Württemberg e. V., MEDI GENO Deutschland e. V. und praktizierender Kardiologe im Kirchheim unter Teck das geplante Krankenhaustransparenzgesetz. Er bezweifle, die Aussagekraft des Online-Atlas. Dafür benötige es eine ausgefeilte Risikoadjustierung. „Für das Klinikpersonal bedeutet das zudem mehr Arbeit und weniger Kapazitäten für die Versorgung der Patientinnen und Patienten, was am Ende auch wir Niedergelassenen auffangen müssen“, so Smetak.

„Die Belange der ambulanten Versorgung als wichtigste Versorgungsinstanz werden nicht berücksichtigt. Es wird wieder nur Geld in den stationären Sektor gesteckt, aber das löst unsere Probleme nicht. Wir müssen die Ambulantisierung vorantreiben, um am Ende Geld einzusparen“, mahnt Dr. Christian Messer, stellvertretender Vorsitzender von MEDI GENO Deutschland e. V und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Berlin. Das Geld fehle aber am Ende bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, um überhaupt handlungsfähig zu sein. „Uns fehlen schon jetzt Hausärztinnen, Hausärzte, Fachärztinnen und Fachärzte an allen Ecken und Enden. Die Bedingungen für eine Niederlassung sind für den medizinischen Nachwuchs mittlerweile so unattraktiv, dass wir in einigen Jahren in eine Versorgungskatastrophe geraten“, so Messer.

„Unsere Forderungen sind ganz klar: Wir brauchen eine schnelle Endbudgetierung der Haus- und Fachärzteschaft, schnellen Bürokratieabbau, damit wir mehr Zeit für die Versorgung haben und eine Digitalisierung, die unsere Arbeit unterstützt. Wenn die ambulante Versorgung für die kommenden Jahre sichergestellt ist, kann auch die Ambulantisierung gelingen und somit das Gesundheitssystem entlastet werden“, fasst Smetak zusammen.

Tanja Reiners

 

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