„Wir sollten dort anpacken, wo wir unsere Rahmenbedingungen selbst gestalten können“

16. November 2022

Dr. Christine Blum aus der Arbeitsgruppe Young MEDI kandidiert für die Ärztekammerwahl. Die Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie hat umgesattelt und sich für den Quereinstieg in die Allgemeinmedizin entschieden. MEDI sprach mit ihr über ihre berufspolitischen Ambitionen.

MEDI: Frau Dr. Blum, Sie stellen sich zum ersten Mal als Kandidatin für die Wahl zur Landesärztekammer auf. Warum dieses Ehrenamt?

Blum: Der Erhalt der Selbstverwaltung der Ärzteschaft ist enorm wichtig. Hätten wir die Kammer nicht, würde uns die Politik verwalten. Ich finde, wir sollten überall dort anpacken, wo wir unsere beruflichen Rahmenbedingungen selbst schaffen und gestalten können. Den Praxen im ambulanten Sektor wird einfach zu viel zugemutet und aufgebürdet.

MEDI: Woran denken Sie da konkret?

Blum: Die Liste ist lang, aber was mir zuerst einfällt, sind der Wegfall der Neupatientenregelung und die geforderte Nullrunde für die nächsten Jahre. Das geht so nicht! Grundsätzlich finde ich, dass die Bürokratie in den Praxen wirklich überbordende Ausmaße angenommen hat. Die Belastung in den Praxen und Kliniken ist groß, da sollten wir dringend gegensteuern. Wenn ich weniger Zeit mit Bürokratie verbringe, kann ich mich mehr meiner eigentlichen Aufgabe widmen, den Patientinnen und Patienten.

MEDI: Haben die jungen Ärztinnen und Ärzte in der Kammer eine ausreichende Stimme?

Blum: Nach meiner Erfahrung werden die jungen Kolleginnen und Kollegen in der Berufspolitik gerne gehört. Damit wir eine Stimme haben, müssen wir uns aber auch einbringen und engagieren. Wer nicht wählt, hat keine Stimme! Und es reicht auch nicht, einfach nur abzuwarten und zuzuhören.

MEDI: Die Wahlbeteiligung bei Kammerwahlen ist oft eher verhalten. Vielleicht sehen Ärztinnen und Ärzte die Kammer nur als den Ort an, wo Formulare abgegeben werden müssen. Welche Themen sind Ihrer Ansicht nach in der Ärztekammer aktuell wichtig?

Blum: Zum einen sind Steuerung und Qualitätskontrolle der Weiterbildung wichtige Aufgaben für die Ärztekammer. Wir sollten klare Messlatten definieren, um eine interessengesteuerte Weiterbildung auszuschließen. Wenn das nicht gelingt, könnte die private Wirtschaft hier eingreifen und unterschiedliche wirtschaftliche Interessen – etwa von Seiten der Pharmaindustrie – könnten eine Rolle spielen. Das halte ich nicht für ein Qualitätsmerkmal der Weiterbildung. Gut finde ich das Stichwort „von Ärzten für Ärzte“.

Und ein fast noch wichtigerer Punkt sind für mich die investorengetragenen MVZ. Bei diesem Konzept geht es nur um wirtschaftlichen Gewinn. Da kommt bei mir sofort die Frage auf, wie gut dann die Patientenversorgung noch sein kann. Hier muss ein Riegel vorgeschoben werden.

MEDI: Die Themen der Ärztekammer sind ja ziemlich komplex. Sind Sie darauf vorbereitet? Oder haben Sie ein Spezialgebiet, dem Sie sich widmen wollen?

Blum: Ich bin ja noch ganz neu im Geschäft. Aber ich halte meine Augen und Ohren offen, um von den Altvorderen zu lernen, und ich bin motiviert und engagiert, um meinen Beitrag zu leisten.

Ruth Auschra

 

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

Noch keine Daten vorhanden.

MEDI GENO fordert Selektivverträge als bundesweite Blaupause und begrüßt Vorschläge von NRW-Gesundheitsminister Laumann

Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland e. V. begrüßt die gesundheitspolitischen Vorschläge, die der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am vergangenen Samstag beim Neujahrsempfang der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Dortmund skizziert hat. Für Laumanns Ideen zur Patientensteuerung verweist der Ärzteverband auf die erfolgreichen Selektivverträge, die MEDI mit entwickelt hat und die laut Verband zu einer erheblich verbesserten Steuerung der Patientenströme beitragen.

MEDI-Kooperation: Berufsbegleitendes Studium bietet MFA neue Perspektiven

Ab März 2025 bietet die SRH Fernhochschule einen neuen berufsbegleitenden Studiengang für medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte (MFA/ZFA) an. Nach drei Semestern können sie den Bachelor of Science „Praxis- und Versorgungsmanagement“ erwerben. Einer der Kooperationspartner ist der MEDI-Verbund. Philipp Reutter vom MEDI-eigenen Fortbildungsinstitut IFFM sieht den Studiengang als bedeutenden Schritt in Richtung Akademisierung medizinischer Fachberufe, der MFA neue Perspektiven für Karrieren in der Gesundheitsversorgung eröffnet.

„Diabetologische Leistungen sind im EBM nur unzureichend abgebildet“

Wachsende Patientenzahlen, steigende Anforderungen an die Therapie und fehlende Finanzierung im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) stellen diabetologische Schwerpunktpraxen (DSP) bundesweit vor große Herausforderungen. Wer sich in Baden-Württemberg dem MEDI-Diabetologievertrag angeschlossen hat, ist deutlich besser dran. Der Diabetologe Dr. Richard Daikeler erläutert die Stärken des Vertrags – und erklärt, warum er den Protest der Kolleginnen und Kollegen bundesweit unterstützt.