KV-Wahlen 2022: „Bürokratiemonster beißt uns ständig ins Bein“

Als Gründerin und Sprecherin von Young MEDI hat Dr. Catherine Hetzer-Baumann bei den KV-Wahlen vor allem junge Ärztinnen und Ärzte im Blick. Die 40-jährige Allgemeinmedizinerin aus Altenriet kandidiert für die Young MEDI Liste bei den diesjährigen Wahlen. „Nicht meckern, sondern machen“ ist ihre Devise. Denn zu tun gibt es allerhand: Sie möchte für bessere Rahmenbedingungen für ihren Beruf kämpfen, der sie mit großer Leidenschaft erfüllt.

MEDI: Warum stellen Sie sich für die KV-Wahlen auf?

Hetzer-Baumann: Ich möchte etwas bewegen. Es gibt genug zu tun. Meine Devise ist: Nicht meckern, sondern machen. Ich möchte mich konstruktiv für eine Verbesserung des Systems und für bessere Rahmenbedingungen insbesondere für den Nachwuchs im niedergelassenen Bereich engagieren.

MEDI: Was stört Sie aktuell am meisten?

Hetzer-Baumann: Ich bin traurig, dass wir niedergelassenen Ärzte durch unnötige Vorschriftenflut niedergebügelt werden, dass uns das Bürokratiemonster ständig ins Bein beißt und uns versucht die Freude am Beruf zu nehmen. Dagegen müssen wir uns wehren. Wir brauchen wieder mehr Zeit für unsere eigentliche Aufgabe – die Patientenversorgung.

MEDI: Was sind Ihre wichtigsten Anliegen?

Hetzer-Baumann: Der Zusammenhalt der Ärzteschaft ist für mich ganz wichtig. Wir können nur etwas erreichen, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Fachübergreifender Zusammenhalt ist für eine starke Stimme nach außen elementar wichtig. Wir müssen unseren wunderbaren Beruf wieder sichtbarer und attraktiver machen – für uns, aber auch für die nachfolgende Generation. Dafür müssen wir die Rahmenbedingungen verändern und verbessern.

MEDI: Sie haben Young MEDI gegründet und sind auch Sprecherin dieser Gruppierung. Was macht Young MEDI?

Hetzer-Baumann: Wir wollen aktiv den Generationenwechsel in den Gremien mitgestalten. Wir setzen uns insbesondere für die Interessen der jung im niedergelassenen Bereich tätigen selbstständigen und angestellten Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten ein. Young MEDI möchte ihnen eine Stimme beispielsweise bei der Kassenärztlichen Vereinigung verleihen. Wir sind Ansprechpartner und Verbindungsstelle zugleich für die neue Generation, bieten Erfahrungsaustausch und modernes Networking. Dabei fördern wir auch den fachlichen, interdisziplinären Austausch in unserer Gruppe Young MEDI – davon profitieren alle.

MEDI: Young MEDI hat dieses Jahr eine eigene Wahlliste. Welche Themen sind besonders relevant?

Hetzer-Baumann: Der Erhalt und die Weiterentwicklung einer positiven Zukunftsperspektive für niedergelassene Arzt- und Psychotherapiepraxen. Dabei ist auch der Erhalt der Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung sehr wichtig. Knebelung durch Budgetierung, Reglementierungen und Bürokratie müssen beendet und abgeschafft werden. Wir möchten einen reibungslosen Generationenwechsel mitgestalten und setzen uns für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer ein. Ein weiterer Punkt ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen ambulantem und stationärem Bereich – zwischen Klinikern und Niedergelassenen. Wir müssen viel stärker Hand in Hand arbeiten.

MEDI: Sie haben eine eigene Praxis, vier Kinder und engagieren sich zudem noch berufspolitisch. Was muss passieren, damit all das gelingt?

Hetzer-Baumann: Ich habe eine wunderbare Familie von Eltern über meinen Mann bis zu meinen Kindern. Sie alle unterstützen mich fleißig und bieten mir Rückhalt, damit das alles funktioniert. Und ganz wichtig: Ich habe ein super Praxisteam im Hintergrund, das alles mitträgt. Gerade in der Kinderbetreuung sehe ich große Defizite in Deutschland und auch den Bedarf an neuen Arbeitsmodellen für Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken. Es gehört aber auch ein starker Wille dazu, das alles zu schaffen.

MEDI: Was macht für Sie MEDI-Spitzenkandidat Dr. Karsten Braun aus?

Hetzer-Baumann: Er ist sehr kompetent und engagiert. Als Mediziner und Medizinrechtler hat er eine breite Ausbildung. Karsten Braun hat einen sehr großen Erfahrungsschatz. Er kommt aus einer Arztfamilie in der dritten Generation. Er lebt den Slogan „MEDI – besser für alle“ durch und durch, weil er fachübergreifend denkt und sich für eine Verbesserung für alle einsetzen möchte. Menschlich schätze ich an ihm, dass er sehr kollegial und integrierend ist – einerseits rational und sachlich, aber mit Empathie. Er bewahrt auch in schwierigen Situationen die nötige Ruhe und ist ein guter Konfliktlöser.

MEDI: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?

Hetzer-Baumann: Die Allgemeinmedizin ist eine lebensbegleitende Medizin. Sie ist der Zehnkampf unter den Fachbereichen – die Königsdisziplin (lacht). Die Verantwortlichkeit geht über den Moment hinaus. Für mich ist es Berufung und Leidenschaft, den Patienten in seiner Lebenssituation beizustehen und zu begleiten. Wir niedergelassenen Ärzte kennen Familien über Generationen und sind ganz wichtige Vertrauens- und Bezugspersonen für unsere Patientinnen und Patienten. Sie kommen mit ihren Problemen oftmals eher zu uns als zum Beispiel zu ihren Eltern oder Partnern. Dieser Beruf ist sehr abwechslungsreich und vielfältig, oft herausfordernd, aber auch sehr zufriedenstellend. Besonders hervorzuheben ist die enge Arbeit im Team, die nicht zuletzt dem Wohle der Patientinnen und Patienten dient. Gemeinsam etwas Gutes zu tun, bereichert diese Tätigkeit zusätzlich. Das erfüllt mich sehr.

MEDI: Warum ist MEDI besser für alle?

Hetzer-Baumann: Die Fachbereiche müssen für eine starke Zukunft zusammenhalten – dafür steht MEDI. Eine Gruppenbildung schwächt die Verhandlungsposition. Bei MEDI kann jede Arztgruppe ihre Heimat finden. Es wird pragmatisch, lösungsorientiert und zielstrebig gehandelt. MEDI ist die Sperrspitze nach außen. MEDI vereint Diversität und verschiedene Perspektiven, um eine Verbesserung für alle zu erzielen. Es gibt viel zu tun, packen wir’s an!

Tanja Reiners

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In diesem Video sehen Sie die Botschaft von Dr. Catherine Hetzer-Baumann zu den KV-Wahlen 2022.

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