Neue Hilfsmittel zur Nikotinentwöhnung

Zigarettenrauch zerstört bekanntlich Lunge, Herz und Gefäße, ein Nikotinstopp macht also Sinn. Aber wie spricht man Raucher darauf an? Der Stuttgarter Pneumologe Dr. Alexander Rupp weiß, wie es funktioniert. Seine beiden Vorträge zum Thema kann man auf dem MEDIVERBUND CAMPUS ansehen.

Als junger Assistenzarzt war Rupp selbst noch Raucher. Eines Tages wurde ihm der Widersinn seiner Situation klar: Den rauchenden COPD-Patienten erklärte er die Notwendigkeit aufzuhören, während er selbst nach Qualm roch. Er stellte sich vor, wie ein Assistenzarzt ihm 30 Jahre später dasselbe sagen würde – und hörte auf. Heute ist er Experte für Tabakentwöhnung.

Schritt für Schritt
„Natürlich weiß jeder Mediziner, wie wichtig der Rauchstopp für seine Patienten ist“, sagt der MEDI-Arzt, „aber die meisten Ärzte wissen nicht genau, wo es Angebote zur Rauchentwöhnung gibt.” Er kennt andere Ärzte, die irgendwann frustriert aufgegeben haben. Im MEDI CAMPUS-Vortrag gibt Rupp praxisnahe Tipps. Der erste wichtige Schritt ist es seiner Erfahrung nach, systematisch bei allen Patienten den Raucherstatus zu erfragen und (auffällig!) zu dokumentieren.

Er weiß auch, was in Gesprächen funktioniert. Den erhobenen Zeigefinger und strenge Vorschriften lässt man besser weg, stattdessen empfiehlt er Gespräche mit Ich-Botschaften. Etwa so: „Ich mache mir anhand dieser neuen Befunde Sorgen, dass es mit Ihrer Gesundheit nicht gut weitergehen wird, wenn Sie weiter rauchen. Was denken Sie selbst über das Rauchen?“

Nach so einem Einstieg macht der Raucher voraussichtlich nicht gleich dicht, sondern spricht über seine ambivalenten Gefühle: einerseits würde jeder am liebsten aufhören, andererseits gibt es Gründe für das Rauchen. Das kann zum Beispiel die Angst vor der Gewichtszunahme sein oder die Angst, es alleine nicht zu schaffen. Über diese Themen kann man sprechen, am besten mit motivierenden Gesprächstechniken.

So sieht das Programm aus
Zur Tabakentwöhnung des Internisten gehören Präsenzkurse, Kompakt- und Firmenkurse sowie Einzelberatungen. Er hat das Buch „Rauchstopp – Ihr erfolgreicher Weg zum Nichtraucher“ herausgegeben und die Nichtraucherhelden erfunden, ein digitales Rauchstopp-Coaching mit Rückfallprophylaxe. Ganz aktuell hat Rupp eine verordnungsfähige App auf den Markt gebracht. Jeder Arzt kann diese App über die Praxissoftware verordnen (PZN Erstverordnung: 17575561, PZN Folgeverordnung: 17575578). Das ausgedruckte Rezept schickt der Patient an seine Krankenkasse, die ihm einen Freischaltcode schickt. „Damit können wir dem Raucher zum ersten Mal eine kostenlose und hoch wirksame Unterstützung beim Aufhören anbieten“, sagt Rupp.

Pävention spart Kosten
Warum engagiert sich der Internist so auf diesem Gebiet? Er erinnert daran, dass etwa jeder Dritte zwischen 20 und 60 raucht und dass mit der Rauchentwöhnung sehr viel Leid und Todesfälle verhindert werden können. „Unsere Gesellschaft gibt am Ende der Erkrankung eines Patienten mit COPD oder Krebs unglaublich viel Geld aus“, so Rupp, „dabei wäre die Prävention durch Rauchstopp möglich.” Er weiß, dass die Arbeit in der Praxis nicht ausreicht, um die Tabakentwöhnung in die Breite zu bringen. Aufgeben ist für ihn allerdings keine Option, also schreibt er Bücher, hält Vorträge und stellt sein Wissen digital zur Verfügung.

Zum Schluss sagt er noch etwas Persönliches: „Es macht mir wirklich keinen Spaß, immer nur kranke Menschen zu behandeln, wenn ich weiß, dass sich dieses Leiden verhindern lässt. Rauchentwöhnung ist das Wichtigste, was wir tun können.”

Ruth Auschra

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