Kluge Teststrategie: „Auf Augenhöhe mit dem Virus“

Mit den ersten Öffnungen für Kindergärten und Schulen startete diese Woche auch eine neue Strategie mit SARS-CoV-2 Antigen-Schnelltests für Erzieher und Lehrkräfte in Baden-Württemberg. Die MEDI-Praxis „Hausärzte am Spritzenhaus“ in Baiersbronn rund um Dr. Wolfgang von Meißner und Paul Blickle war am Montag gleich am Start – mit einem klugen Konzept.

MEDI: Wie sieht Ihre Strategie in Baiersbronn aus?

von Meißner: Wir haben uns gegen ein Testzentrum entschieden. Wichtig ist, dass das Testangebot niederschwellig ist, damit wir möglichst viele damit erreichen. Wenn der Aufwand für Erzieher und Lehrkräfte zu groß ist, weil sie nach Feierabend noch zu einem Zentrum fahren und in der Schlange stehen müssen, werden die Tests nicht angenommen. Wir bieten Erziehern und Lehrkräften sozusagen ein Rundum-Sorglos-Paket an. Sie können sich ganz einfach auf unserer Webseite einmalig registrieren. Wir bringen ihnen die Tests zweimal pro Woche direkt in die Schule oder in den Kindergarten und weisen die Teilnehmer beim ersten Mal genau in das Abstrichverfahren ein. Wir haben dazu auch ein YouTube-Video gedreht, in dem das Vorgehen sehr anschaulich erklärt wird. Der Test der neuen Generation ist angenehmer, weil er nur im Nasenvorhof stattfindet. Die Tests werden später von uns abgeholt und in der Praxis ausgewertet.

MEDI: Wie liefen die ersten beiden Tage an?

Blickle: Alles lief reibungslos. Vier MFA haben bereits Erzieher aus zehn Kitas und Lehrkräfte aus fünf Schulen eingewiesen und 112 Tests durchgeführt. Den Teilnehmern wurden fertig beklebte Abstrichtupfer zur Verfügung gestellt und es wurde eine feste Abholzeit vereinbart. Ganz entscheidend ist ja, dass zwischen Abstrich und der Auswertung nicht mehr als zwei Stunden liegen. Unsere MFA haben die Tests dann rechtzeitig in die Praxis gebracht und hatten nach 15 Minuten das Ergebnis.

MEDI: Was passiert bei positiven Befunden?

von Meißner: In diesen Fällen machen wir sofort im Anschluss einen PCR-Test, um Sicherheit zu haben. Der Betroffene erhält spätestens am nächsten Tag das Ergebnis, sodass er – falls sich der positive Befund nicht bestätigt – maximal einen Arbeitstag ausfällt. Es kommt immer mal wieder zu falschen positiven Befunden bei Schnelltests. Deshalb ist die schnelle Kontrolle ganz wichtig.

MEDI: Wie erfahren Erzieher und Lehrkräfte von ihren Testergebnissen?

Blickle: Die Getesteten erhalten einen QR-Code. Über unsere digitale Plattform können sie sich einloggen und ihr Ergebnis am selben Tag abrufen und ein Zertifikat herunterladen, das 48 Stunden gültig ist. Wir haben das Tool selbst programmiert.

MEDI: Wie organisieren Sie die Teststrategie in der Praxis?

von Meißner: Wir haben Kapazitäten für 250 PCR-Tests am Tag, die wir aktuell mit 40 bis 50 Tests nicht ausfüllen. Diese Ressourcen können wir jetzt für die Schnelltests einsetzen. Die Koordination übernehmen unsere MFA unter ärztlicher Aufsicht. Erzieher von 14 Kitas und Lehrkräfte von zehn Schulen haben sich bereits für Testungen angemeldet, weitere werden folgen.

MEDI: Wie kann sich die neue Strategie auf das Pandemiegeschehen auswirken?

von Meißner: Sie hilft uns, Ausbrüche schneller zu erkennen und das Virus besser zu kontrollieren. Das bringt uns vielleicht auf Augenhöhe mit dem Virus, auch wenn wir es nicht überholen können. Massenhafte Tests können uns aus einem dauerhaften Lockdown ein Stück rausführen bis alle geimpft sind.

Tanja Reiners

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