Menschen bei MEDI: Dr. Michael Kübler

Als 14-jähriger Schüler arbeitete Dr. Michael Kübler schon an der Anmeldung der väterlichen Praxis mit. Inzwischen leitet er die Praxis als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Vermutlich haben die Erfahrungen am Empfang seinen Blick auf die Rolle des Teams geschärft.

Es stört Kübler jedenfalls, wenn sich Patienten respektlos gegenüber seinen Mitarbeiterinnen verhalten. Als irgendwann sogar jemand voller Wut Gegenstände von der Empfangstheke wischte, reichte es ihm und er formulierte ein Plakat. Es erklärt, dass der Arzt ein respektloses Verhalten von Patientinnen und Patienten gegenüber seinem Team nicht duldet, auch auf mögliche Konsequenzen wird hingewiesen. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen: Entweder Sie verhalten sich anständig oder Sie suchen sich eine andere Praxis.

Ein Plakat mit Vorbildcharakter

Dabei ging es nicht um gewalttätige Übergriffe. Kübler wollte einfach klarstellen, dass in seiner Praxis ordentliches Benehmen Pflicht ist. „Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber ich musste darauf hinweisen, weil es verschiedene Vorkommnisse gegeben hatte“, sagt er und erinnert daran, dass er die Regeln für seine Arztpraxis festlegt. „Wer zu mir kommt, tut das, weil er Hilfe sucht“, so Kübler, „und wer sich nicht entsprechend verhält, kann gehen.“

Ihm ist es wichtig, den Mitarbeiterinnen den Rücken zu stärken und sie zu motivieren. Durch das Plakat hat sich Kübler eine gewisse Berühmtheit erworben. Er wurde zum Beispiel von der Regionalpresse zum Thema Praxisklima befragt. Bei MEDI gab es so viel Zustimmung, dass die Idee zu einem eigenen MEDI-Plakat aufgegriffen wurde. Auch ein Interview mit Kübler und der MFA Nadine Stehle ging durch die sozialen Medien.

Kein spezifisches Problem in Praxen

Es folgten Diskussionen von MFA und Ärzten darüber, warum solche Plakate notwendig werden. Sind die langen Wartezeiten in den Praxen schuld? Ist Respektlosigkeit heute völlig normal? „Diese Umgangsformen sind kein spezifisches Problem der Arztpraxen“, wendet Kübler ein, „dieses gesellschaftliche Phänomen kocht bei uns einfach hoch, genauso wie bei der Polizei oder beim Bäcker.“ Für ihn ist es selbstverständlich, seine Meinung zu gesundheitspolitischen Fragen via Facebook kundzutun. Folglich hat er auch die Facebook-Seite des MEDI Verbundsabonniert, um Beiträge zu lesen und zu kommentieren oder um selbst Themen anzustoßen.

Ärgernis Wartezeiten
In Küblers Praxis sind lange Wartezeiten für einen Termin der häufigste Grund für verärgerte Patienten. Das zeigen auch manche unzufriedenen Kommentare in Bewertungsportalen. „Und das, obwohl wir verglichen mit anderen Kollegen sehr großzügig sind, was die zeitnahe Terminvergabe angeht“, führt er aus. Die Backnanger Patienten mussten sich in dieser Beziehung tatsächlich umstellen: In der väterlichen Praxis hatte es eine offene Sprechstunde gegeben, die der Junior nach der Praxisübergabe anfangs beibehalten hatte. Aber mit der Zeit wurde immer deutlicher, dass das Patienten von weit her anlockte.

Kübler und sein angestellter Kollege konnten diesen Andrang nicht mehr bewältigen, bei 250 Patienten an einem Tag zogen sie die Reißleine. Jetzt gibt es bis auf die vorgeschriebenen Ausnahmen nur noch Terminsprechstunde. „Wir wollen eine ordentliche und gewissenhafte Medizin sowie eine adäquate Behandlung durchführen“, formuliert er.

Anderes Spektrum

Eine weitere Veränderung gegenüber der väterlichen Praxis ist das Leistungsspektrum. Kübler junior wäre zwar am liebsten ebenfalls Facharzt für Chirurgie geworden. Da es diese Fachrichtung aber mittlerweile weniger gibt, wurde er Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. In gewisser Weise wird er jedoch immer noch als Nachfolger seines Vaters wahrgenommen. „Mein Vater hat zum Beispiel auch Varizen oder Leistenhernien operiert“, berichtet er.

Kübler junior hat zwar in der Facharztausbildung bei seiner langen Ambulanztätigkeit auch gelernt, eine Appendizitis zu diagnostizieren, Bauchchirurgie war jedoch kein Thema. Die neue Praxisausrichtung ist offenbar noch nicht bei allen Patienten und zuweisenden Ärzten angekommen. „Kürzlich hat mich ein älterer Kollege gefragt, warum ich einen Varizenpatienten weggeschickt habe“, erzählt er. Den Sachverhalt konnte er mit dem Kollegen telefonisch rasch klären. Für den Patienten sind solche Umwege ärgerlich – für den Facharzt allerdings auch. Offen gibt er zu, dass er nach wie vor ein Faible für die Unfallchirurgie besitzt. „Im Augenblick sehe ich vor allem Kindergarten- oder Schulkinder nach Fahrradstürzen“, beschreibt er, „und Trampolin- und sonstige Freizeitunfälle.“

Freizeit ist Familienzeit

Auf die Freizeit angesprochen lacht Michael Kübler. Er ist nicht nur Praxisinhaber, sondern auch Ehemann und Vater von vier Kindern. Insofern gehört ein perfektes Zeitmanagement auch im Privatleben dazu und es bleibt nicht viel Zeit für sportliche Hobbys. Seine Frau trug die Hauptlast der Kinderbetreuung in Coronazeiten, vom Download der Arbeitsblätter über die Kontrolle der Hausaufgaben bis hin zur Organisation der Freizeit. „Vor allem zu Anfang war das eine echte Herausforderung“, berichtet er.

Nach der Praxis versucht er, sie zu entlasten und im Idealfall dabei auch noch ein bisschen Sport zu machen, meistens Joggen oder Fahrradfahren. Meistens fährt er nach der Mittagspause auch mit dem Fahrrad in die zwölf Kilometer entfernte Praxis, um abzuschalten und nach der Sprechstunde dem Berufsverkehr zu entkommen. „Ich kann meine Patienten ja nicht immer wieder auf die Notwendigkeit von Bewegung hinweisen und mich selbst nur mit dem Motorrad fortbewegen“, lacht Kübler.

Ruth Auschra

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