MEDI-Praxen machen bei Telemedizin Assistenz mit

Wie kann man mit immer weniger Ärztinnen und Ärzten immer mehr Menschen versorgen? Und wie Hausärztinnen und -ärzte von der Vielzahl an Routinebesuchen bei immobilen Patienten entlasten? Antworten darauf könnte die Telemedizin Assistenz (TMA) in Rheinland-Pfalz geben.

Sabrina Wolsiffer, MFA in der Hausarztpraxis des MEDI-Südwest-Chefs Dr. Ralf Schneider, legt der Patientin in deren Wohnzimmer die Blutdruckmanschette an. Weil diese über Atemnot klagt, fährt Wolsiffer den Tablet-Computer hoch und funkt Schneider an, der mit der Patientin spricht. Ein EKG soll gemacht werden. Auch das erledigt die MFA fernab der Praxisräume und schickt die Werte online an ihren Chef, der die weitere Behandlung festlegt.

Seit September sind solche Vorgänge in Hausarztpraxen in Rheinland-Pfalz möglich. „Die Idee dahinter ist, dass Routine-Hausbesuche an die nichtärztlichen Praxisangestellten (NäPa) delegiert werden“, erläutert Dr. Barbara Römer den Grundgedanken des Pilotprojekts. Römer ist Vorsitzende des Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz und MEDI-Mitglied und auf der ärztlichen Seite federführend am Projekt beteiligt.

Kurz zusammengefasst lauten die Ziele des Projekts:

  • mehr delegierte Hausbesuche von hausärztlichen Praxen durch NäPa
  • bessere Patientenversorgung im ländlichen Raum
  • Entlastung von Hausärztinnen und -ärzten bei Routinehausbesuchen von geriatrischen und/oder mobilitätseingeschränkten Patienten
  • weniger Krankenhauseinweisungen und Rettungsdiensteinsätze

Landesweit haben 28 Hausarztpraxen Interesse bekundet, in der Modellregion Rheinhessen-Nahe sind fünf MEDI-Praxen dabei, darunter auch die von Schneider. Er verfügt bereits über einen TMA-Rucksack mit der Basisausstattung (siehe Kasten).

Fast alle gesetzlichen Krankenkassen sind am Projekt beteiligt. Damit ist die Honorierung aller TMA-Leistungen geregelt. Beteiligt sind auch die KV Rheinland-Pfalz und die LÄK, das Zentrum für Telemedizin (ZTM) Bad Kissingen und das Gesundheitsministerium.

Ohne mobiles Internet kein TMA
„Das Projekt funktioniert nur, wenn wir eine stabile Internetverbindung haben“, mahnt Römer. Das sei in einigen der Modellregionen in Westerwald, Eifel und Südwestpfalz nicht immer der Fall. „Hier werden wir auch mit dem für die Breitbandversorgung zuständigen Wirtschaftsministerium im Gespräch bleiben“, sagt die Hausärztin. Zum Projekt gehört auch, dass die beteiligten Praxen mit einem E-Auto zu ihren Hausbesuchen fahren können. Für 100 Euro monatlich können die Praxen einen Renault Zoe leasen. Dazu fördert das Gesundheitsministerium die etwa 2.000 Euro teure Einrichtung einer Ladebox am Praxisgebäude mit 50 Prozent.

Martin Heuser

Das steckt im TMA-Rucksack

  • Tablet mit Schutzhülle und Eingabestift sowie Multi-SIM-Karte zur digitalen Datenübertragung über mobile Internetverbindung
  • Messgeräte mit Datenübertragung per Bluetooth an das Tablet:
    • Blutdruckmessgerät
    • Blutzuckermessgerät
    • Pulsoxymeter
    • Wunddokumentation mit Maßband
    • 12-Kanal-EKG mit USB-Kabel und Schnittstelle zum Tablet
    • Fieberthermometer
    • Verbrauchsmaterialien inkl. 24 Einwegklebeelektroden,10 Lanzetten,10 Teststreifen

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