An einem Montag im September war für das Team im MEDI-MVZ „Ärzte am Reichenbach“ ein Notfalltraining angesetzt. Was damals noch niemand ahnen konnte: Schon am nächsten Vormittag kam es im Wartezimmer zu einem echten Notfall! MFA Almedina Aslani berichtet von ihrem Einsatz als Lebensretterin.
MEDI: Frau Aslani, Sie führen im MVZ regelmäßig Notfalltrainings durch, auch damals, einen Tag vor dem Notfall …
Aslani: Ja, genau. Nach der Fortbildung sind wir wie üblich alle zusammen essen gegangen. Ich weiß noch, dass ich sogar gesagt habe, so ein Training mit Puppen sei doch etwas ganz anderes als ein Ernstfall. Aber ich habe mir natürlich nicht gewünscht, dass am nächsten Tag ein echter Notfall passieren würde!
MEDI: Was ist da passiert?
Aslani: Wir bekamen einen Anruf, einer Patientin ging es nicht gut, sie würde gerne vorbeikommen. Ihr wurde mitgeteilt, sie könne einfach in die Praxis kommen, wir würden dann schauen, welcher Arzt für sie Zeit hat. Als sie zusammen mit ihrer Schwiegertochter kam, war das EKG-Zimmer belegt und die beiden setzten sich ins Wartezimmer. Ich habe ihnen noch gesagt, sie sollten sich melden, wenn es schlimmer würde. Nach ein paar Minuten kam ein Patient aus dem Wartezimmer gelaufen und sagte: „Der Patientin läuft weißer Schaum aus dem Mund.“
Meine Kollegin Frau Brucker und ich sind also sofort ins Wartezimmer gelaufen und haben gesehen, dass die Patientin seitlich weggesackt war. Also haben wir sie auf dem Boden gelagert und alle anderen aus dem Wartezimmer geschickt. Die Frau war nicht ansprechbar. Wir haben die Ärztin geholt, die Notfalltasche und den Defibrillator, ich habe den Notarzt angerufen.
MEDI: Wie ging es Ihnen dabei?
Aslani: Irgendwie waren wir alle im Schockzustand. Die Patienten standen im Flur herum und ich wollte am Telefon gar nicht viel erzählen, der Notarzt sollte einfach möglichst schnell kommen. Im Wartezimmer haben Frau Brucker und ich uns beim Reanimieren abgewechselt. 30-mal Herzdruckmassage, dann zweimal Atemspende. Man stellt sich das gar nicht so anstrengend vor, aber man kann das gar nicht so lange machen! Die Zeit, bis der Notarzt da war, kam mir sehr lang vor. Vor allem auch, weil die Schwiegertochter die ganze Zeit danebenstand und immer auf die Patientin eingeredet hat: „Du schaffst das“ oder „du musst doch noch weiterleben für deinen Sohn“. Dabei hat sie geweint, das war sehr emotional. Die Situation wurde leichter, als wir sie dazu gebracht hatten, das Wartezimmer zu verlassen.
MEDI: Und dann kam der Notarzt?
Aslani: Ja, ich schätze, der hat bloß zehn Minuten gebraucht. Er hat dann gleich übernommen. Sie hatte einen Herzinfarkt und wurde in die Klinik mitgenommen. Die Sauerstoffsättigung war noch gut. Irgendwie hatten Frau Brucker und ich das Gefühl, das würde gut ausgehen. Als die Patientin abtransportiert worden war, haben wir sofort die Schwiegertochter gesucht. Gefunden haben wir sie vor der Praxis. Wir haben natürlich versucht, sie zu beruhigen. Sie kam dann noch einmal mit in die Praxis, um auf ihren Mann zu warten. Alle waren gefühlsmäßig fix und fertig.
Gegen Mittag kam die Entwarnung aus der Klinik: Die Patientin hatte Stents bekommen, es ging ihr wieder besser. Ich habe die gute Nachricht dann natürlich gleich dem ganzen Team erzählt. Das war schon eine tolle Situation. Alle haben sich gefreut. Und ich war so froh und auch stolz, dass ich tatsächlich mitgeholfen hatte, Leben zu retten. Ein paar Wochen später kam die Patientin in die Praxis, um sich bei uns zu bedanken. Das war auch sehr bewegend.
MEDI: Super! Toll gelaufen – ganz vielen Dank für diese Geschichte.
Ruth Auschra