„Im Team muss man sich auch mal zurücknehmen“

4. September 2019

Was zeichnet ein gutes Praxisteam aus? Und was ist zu tun, wenn es doch mal kracht? Dr. Daniel Holzinger hat Antworten auf diese Fragen. Der Humanbiologe und Sportwissenschaftler arbeitet als Business Coach und Geschäftsführer des Dr. Holzinger Instituts. Er unterstützt Menschen, sich persönlich weiterzuentwickeln und ihre Ziele zu erreichen.

MEDI: Was kann jeder von uns zu einer guten Stimmung im Team beitragen?

Holzinger: Echte Teams zeichnen sich dadurch aus, dass man gemeinsam ‚verliert‘ und ‚gewinnt‘. Ansonsten handelt es sich nicht um Teams, sondern um Projektgruppen, in denen Einzelne, trotz eines Scheiterns des gesamten Projekts, persönlich profitieren können. Sich selbst zurückstellen ist das, was jeder im Team konkret tun kann, um die Stimmung zu verbessern. Das Vorankommen des Teams sollte wichtiger sein, als das einer einzelnen Person. Aber diese Zurückhaltung fällt den meisten Menschen schwer.

MEDI: Und wenn es mal knallt?

Holzinger: Gehen wir davon aus, dass die Personen grundsätzlich zusammenarbeiten wollen oder müssen. Dann wäre es wichtig, dass sich alle Beteiligten in ihren emotionalen Reaktionen mäßigen. Es macht einen Unterschied, ob man mit manchen Dingen unzufrieden ist oder sich darüber ärgert. Ob man seine Enttäuschung zeigt oder einen cholerischen Anfall bekommt. Oder ob man ein wenig traurig über eine abgelehnte Idee ist oder deshalb tagelang beleidigt. Die größte Herausforderung besteht darin, andere Menschen im Team mit ihren Schwächen zu akzeptieren – auch diejenigen, die man nicht leiden kann.

MEDI: Soll man die Chefin oder den Chef einbinden oder versuchen, den Konflikt selbst zu lösen?

Holzinger: Wer das Know-how und die nötigen Charaktereigenschaften hat, soll das ruhig selbst machen. Chefs schätzen es, wenn sie nicht mit emotionalen Befindlichkeiten konfrontiert werden und Mitarbeiter kleinere Reibereien selbstständig und konstruktiv lösen.

Sollte es bei den Auseinandersetzungen um inhaltliche, strukturelle oder organisatorische Fragen gehen, kann man ruhig die Chefin oder den Chef einbinden – sie oder er muss am Ende die Entscheidung treffen.

MEDI: Was kann ich tun, wenn ich mit jemanden zusammenarbeite, den ich nicht mag?

Holzinger: Das beantworte ich am besten mit einer Gegenfrage: Wonach sollte man sich seinen Zahnarzt aussuchen – nach Kompetenz oder Sympathie? Für eine gute Behandlung wäre ein kompetenter Arzt ratsam. Man könnte sich im Arbeitsalltag hauptsächlich mit der Frage beschäftigen, ob die Kollegin oder der Kollege wenigstens fachlich okay ist und sich in seiner Freizeit mit sympathischen Menschen umgeben.

MEDI: Wie schaffe ich es, mich vor schwierigen Teammitgliedern emotional zu schützen?

Holzinger: Um Worte und Taten anderer Menschen nicht zu sehr an sich heranzulassen und persönlich zu nehmen, müsste man darüberstehen – wie eine Drohne ‚über der Sache‘ schwebt. Viele Menschen können sich innerlich kaum distanzieren und interpretieren jedes Wort oder jede Mimik als persönlichen Angriff. Sie sind schnell gekränkt und nachtragend. Solche Personen machen sich und ihren Teammitgliedern das Leben schwer. Wer sich emotional schützen will, muss sich bewusst werden, dass Schallwellen – und nichts anderes sind gesprochene Worte – einen nie direkt verärgern können. Nur die Gedanken über die gehörten Worte produzieren den Ärger.

Tanja Reiners

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

Noch keine Daten vorhanden.

Apothekenreform: Ärzteverband MEDI fordert Dispensierrecht und Entlastung der Praxen – statt Kompetenzen zu verlagern

MEDI Baden-Württemberg e. V. kritisiert die politischen Pläne, Apotheken im Rahmen der geplanten Apothekenreform deutlich mehr Befugnisse zu übertragen. Aus Sicht von MEDI brauchen Arztpraxen vor allem Entlastung durch Bürokratieabbau, die Entbudgetierung und eine effizientere Digitalisierung – statt einer Verschiebung medizinischer Kompetenzen. Zusätzlich fordert der Verband das Dispensierrecht für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im Bereitschaftsdienst und Notdienst, um die Handlungsfähigkeit zu stärken und die Versorgung – insbesondere in ländlichen Regionen – zu verbessern.

ePA: MEDI GENO Deutschland hofft auf „nicht zu holprigen Start“

Ab heute ist die Nutzung und Befüllung der elektronischen Patientenakte (ePA) für Vertragsärztinnen und ‑ärzte sowie vertragsärztlich tätige Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten gesetzlich verpflichtend. Praxisabläufe dürfen laut MEDI GENO Deutschland e. V. durch die ePA nicht gestört werden. Der fachübergreifende Ärzteverband fordert die Politik auf, hinsichtlich Praktikabilität und Datensicherheit weiter nachzubessern – in enger Abstimmung mit der niedergelassenen Ärzte- und Psychotherapeutenschaft.

Finanzkommission Gesundheit: MEDI kritisiert Ausschluss der niedergelassenen Ärzteschaft

Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg e. V. kritisiert, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken für die Finanzkommission Gesundheit ausschließlich Vertreterinnen und Vertreter aus Universitäten und Kliniken berufen hat, um Maßnahmen zur Stabilisierung der Beitragssätze in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu erarbeiten. MEDI warnt davor, die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit ihrer wichtigen Praxiserfahrung auszuschließen.