Angehenden Hausärzten unter die Arme greifen

Mit der KWBW-Verbundweiterbildung Plus helfen Landesärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung, Krankenhausgesellschaft und die Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm dem ärztlichen Nachwuchs, seine Weiterbildungszeit in der Allgemeinmedizin optimal zu gestalten.

Aus Sicht frisch approbierter Ärztinnen und Ärzte gibt es etliche Gründe, sich gegen eine Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin und anschließend für eine hausärztliche Niederlassung im ländlichen Raum zu entscheiden. Die fehlende Infrastruktur – Stichwort Kinderbetreuung oder berufliche Perspektiven für den Partner beziehungsweise die Partnerin – ist dabei nur eine Seite der Medaille.

Daneben erfordert eine Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin aber auch einiges an Organisation und Planung. Schließlich müssen die Weiterbildungsärztinnen und -ärzte mindestens einmal die Weiterbildungsstätte wechseln, um Einblick in ein möglichst breites Tätigkeitsspektrum zu gewinnen. Bei der Planung genau dieser Rotation zwischen den Weiterbildungsstätten hilft die KWBW-Verbundweiterbildung Plus, die am 1. Oktober 2017 gestartet ist und in der alle bisherigen landesweiten Programme zur Verbundweiterbildung aufgegangen sind.

Seminare zu Praxisführung, Sucht- oder Palliativmedizin

Im Programm kann der ärztliche Nachwuchs während der Weiterbildung an begleitenden Seminaren teilnehmen und die Unterstützung von Mentorinnen und Mentoren – in der Regel selbst berufserfahrene Hausärztinnen und Hausärzte – in Anspruch nehmen. KWBW-Leiter Dr. Simon Schwill von der Uniklinik Heidelberg erklärt: „Unser Programm vermittelt zum
Beispiel umfassende betriebswirtschaftliche Kenntnisse, wie sie beim Führen einer hausärztlichen Praxis benötigt werden. Es gibt aber auch Seminarangebote zum Umgang mit psychosomatischen Beschwerden, zur Palliativ- oder Suchtmedizin und zur Kinderheilkunde.“

»Train-the-Trainer«-Kurse

Die Weiterbildungsstätten wiederum bekommen in „Train-the-Trainer“-Kursen Tipps für die Ausbildung der künftigen Hausärzte. „In der Weiterbildung treffen ja immer häufiger altgediente Hausärzte, die ihr ganzes Berufsleben immer 80 Stunden pro Woche gearbeitet haben, auf junge Ärztinnen, die ihre Weiterbildung in Teilzeit absolvieren und zu Hause Kinder zu versorgen haben“, erläutert Schwill. „Unsere Kurse können unter anderem dazu beitragen, zwischen den Generationen zu vermitteln.“ Außerdem stehen den Teilnehmenden ebenso wie den Weiterbildungsstätten regionale Ansprechpartner an den vier Universitätsstandorten sowie den jeweiligen Bezirksärztekammern zur Verfügung.

Von der KWBW-Verbundweiterbildung Plus erhoffen sich die Vertragspartner, dass sich künftig mehr junge Ärztinnen und Ärzte für die Allgemeinmedizin interessieren und damit langfristig die hausärztliche Versorgung sichern. Schwill betont: „Es verirrt sich niemand zufällig von Berlin in die Uckermark. Auch Geldanreize führen nur selten dazu, dass junge Leute dauerhaft in einer Region bleiben.“ Wenn der ärztliche Nachwuchs allerdings im Rahmen der fachärztlichen Weiterbildung gute Erfahrungen mit der Arbeit in einer Landarztpraxis gemacht hat, dann sei schon viel gewonnen.

Rundum-sorglos-Paket für den Ärztenachwuchs

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigen, dass die Verbundweiterbildung Plus als „sehr hilfreich“ empfunden wird. Das bestätigt auch Dr. Wolfgang von Meißner, der als Gesellschafter des MEDI-MVZ „Ärzte am Reichenbach“ und als Hausarzt in der Regiopraxis in Baiersbronn Weiterbildungsärztinnen im Rahmen des KWBW-Programms beschäftigt: „Wer Allgemeinmediziner werden möchte, sollte sich seine Weiterbildungsstellen nicht mühsam zusammensuchen müssen. Wir versuchen, dem ärztlichen Nachwuchs auf lokaler Ebene eine Art Rundum-sorglos-Paket zu bieten.“

Auch bei der Landesärztekammer bewertet man das Programm positiv. So meint der frischgekürte neue Kammerpräsident Dr. Wolfgang Miller: „Wir arbeiten schon lange gut und vertrauensvoll in der Koordinierungsstelle mit allen Partnern zusammen. Nicht ohne Grund ist es uns gelungen, als erstes Bundesland eine solche Kooperationsvereinbarung unter Dach und Fach bekommen zu haben.“

Die Ärztekammer sehe ihre Aufgabe vor allem darin, die Qualität der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin zu evaluieren und Weiterbildungsverbünde in allen Regionen zu initiieren und zu unterstützen. Außerdem habe sie das Know-how, Weiterbildungsassistenten und -stätten zusammenzubringen, und könne beraten, wie die Weiterbildung in verschiedenen Fächern und Sektoren kombiniert und verknüpft werden kann.

Antje Thiel

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