Wie man es schafft, Beschlüsse umzusetzen

20. Mai 2019

Wer kennt das nicht: Auf der Teamsitzung wird ausführlich darüber gesprochen, dass die Arbeit pünktlich beginnt, während der Arbeitszeit das Handy tabu ist und die unlackierten Fingernägel kurz sein müssen. Zum Schluss nicken alle betreten – und nichts ändert sich. Das geht auch anders!

Eine Teamsitzung, deren Ergebnisse nicht umgesetzt werden, ist Zeitverschwendung. Schlimmer noch: So eine Situation verhindert eine vernünftige Teamarbeit, weil sie alle Beteiligten verunsichert. Die Mitarbeiter können nicht sicher sein, wie ernst eine Anweisung gemeint ist, und die Führungsebene weiß nicht, ob Anweisungen tatsächlich umgesetzt werden.

Erklären und Festlegen

Nehmen wir das Beispiel Handy: Sie wollen im Rahmen einer Teambesprechung erklären, was Sie am Handygebrauch stört? Dieser Plan ist nicht zu verwechseln mit einem entspannten Plausch bei Kaffee und Keksen. Teamsitzungen gehören bekanntlich zur Arbeitszeit, weil sie für die erfolgreiche Zusammenarbeit notwendig sind – und das sollte man ihnen auch anmerken. Deutliche (nicht wütende) Worte sind nötig, um die Sache mit dem Handy zu erklären:

  • Es lenkt ab, wenn man während der Arbeit E-Mails & Co checkt.
  • Dadurch steigt die Gefahr, Fehler zu machen.
  • Der Blick aufs Handy ist störend für Patienten, Kollegen und Ärzte.
  • Je nach Arbeitsplatz sind außerdem hygienische Probleme zu berücksichtigen.
  • Aus diesen Gründen ist privates Chatten oder Surfen während der Arbeitszeit (und übrigens auch während der Teambesprechung!) nicht erwünscht.

Nach dieser grundsätzlichen Klärung „keine Handys am Arbeitsplatz“ sollte man auch über mögliche Einwände sprechen. Mitarbeiter mit Kita- oder Schulkindern werden beispielsweise einwenden, dass sie für Notfälle ihre Handynummer hinterlegt haben. Hier könnte die Lösung darin bestehen, dass alle Handys am Empfang hinterlegt werden. Dort werden Anrufe entgegengenommen und Rückrufwünsche notiert.

Dieser Service ist selbstverständlich nur für Notfälle gedacht und nicht für übliche private Anrufe. Ein anderer Grund für die Handynutzung könnte der Wunsch sein, zeitnah Neuigkeiten aus den sozialen Netzwerken zu erfahren. Dieser Wunsch verträgt sich nicht mit den Aufgaben in der Praxis. Liegt möglicherweise eine gewisse Unterforderung vor? Für diesen Fall gibt es sicher genügend Lösungsvorschläge.

Wenn alle Mitarbeiter die Erklärungen wirklich zur Kenntnis genommen haben, folgt die Festlegung: keine private Handynutzung während der Arbeitszeit. Dieser Punkt wird unterschrieben und erscheint im Protokoll oder auch als Ergänzung des Arbeitsvertrags.

Verstöße

Die Führungsebene hat klare Kante gezeigt und die Mitarbeiter haben diese Regel unterschrieben. Möglicherweise nehmen trotzdem noch nicht alle diesen Grundsatz ernst. In diesem Fall ist es entscheidend, wie Vorgesetzte mit Verstößen umgehen. Wer mit Augenrollen oder Schimpfen („nein, nicht schon wieder“) reagiert, hat schon verloren. Er hat damit neben Ärger auch eine gewisse Hilflosigkeit gezeigt. Jeder weiß, dass das lästige Schimpfen aufhören wird. Ganz anders sieht es aus, wenn dem Mitarbeiter klargemacht wird, dass sein Verhalten so nicht in Ordnung war. Ohne Verärgerung, sondern ernst. Er muss begreifen, dass ein heimliches Übertreten von Regeln nicht in dieses Team passt.

Diesen Punkt bespricht man am besten unter vier Augen im Rahmen eines Kritikgesprächs. Es ist schließlich nicht nötig, das restliche Team auf der Teambesprechung mit dem Thema noch einmal zu langweilen. So ein Gespräch muss nicht mehr als fünf Minuten dauern. Um die Ernsthaftigkeit des Anliegens zu unterstreichen, sollte es hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Gegenstand des Gesprächs ist nicht erneut die Frage, ob Handys gestattet sind. Es geht einerseits um den Verstoß gegen die Handyvereinbarung, andererseits um den Wunsch, weiter als Team zu kooperieren. Zum Teamgedanken passt es nicht, wenn Anna möglichst effizient arbeitet und Bella alle paar Minuten ihr Smartphone checkt. Für Anna ist Bellas Verhalten demotivierend. Man kann auch sagen: Bella bringt mit ihrem Verhalten das Team aus dem Gleichgewicht.

Trennung?

Viele Praxen vereinbaren Spielregeln und legen Strafen fest: Handynutzung ist verboten; wer erwischt wird, zahlt fünf Euro in die Kaffeekasse. Das erinnert an ein Brettspiel oder an das Abschreibeverbot in der Schule: Es wird geschummelt. Dieses Verhalten hat nichts mit Einsicht in die Praxisnotwendigkeiten und mit Respekt gegenüber den Kollegen zu tun. Andere Praxen sehen eine Abmahnung vor, wenn die Handyregel (zum ersten oder zweiten Mal) gebrochen wird. Klare Worte sind bei Regelverstößen notwendig. Wer stärkt das Team, wer schwächt es? Um ein Team erfolgreich zu führen, braucht es manchmal auch die Stärke, sich von jemandem zu trennen.

Strafen mögen in manchen Teams ein unerlässliches Mittel sein. Motivierender ist es, wenn man das erste handyfreie Jahr mit einem gemeinsamen Pizzaessen feiern kann: geschafft!

Ruth Auschra

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

In Baden-Württemberg entstehen neue MEDI-MVZ

Das MEDI-MVZ-Projekt „Arztpraxen 2030“ wächst und gedeiht. In Ditzingen ist die Kalkulation abgeschlossen, der Umbau der Räumlichkeiten eingeplant und die Verträge mit den dort arbeitenden Ärzten werden zur Unterschrift vorbereitet. Das MVZ Ditzingen ist ein Gemeinschaftsprojekt der MEDIVERBUND AG mit den ze:roPRAXEN und möchte im April 2025 seine Pforten öffnen. Geschäftsführer Alexander Bieg erläutert im Gespräch mit Angelina Schütz die weiteren Schritte und wo weitere MVZ entstehen könnten.

Young MEDI: „Schimpfen kann jeder. Das bringt aber nichts!“

Young MEDI ist das Nachwuchsprogramm des MEDI Verbunds. Ziel des im Mai 2022 gegründeten Programms ist es, jungen und neu niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in Baden-Württemberg eine Stimme zu geben, insbesondere innerhalb der Selbstverwaltung. Seit gut einem Jahr ist auch die Orthopädin Iris Lasser mit von der Partie. Sie möchte vor allem auch Frauen zur Niederlassung motivieren.

MEDI: GOÄ darf Ärzteschaft nicht spalten

Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg e. V. mahnt, dass der von der Bundesärztekammer (BÄK) und dem Verband der Privaten Krankenversicherung e. V. (PKV) konsentierte Entwurf für eine neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) die Ärzteschaft nicht spalten und weiter schwächen darf. MEDI lehnt den neuen GOÄ-Entwurf weiterhin entschieden ab und fordert die BÄK auf, nötige Nachbesserungen konsequent vorzunehmen.