Rückenschmerz-Geplagte werden im Facharztprogramm besser versorgt

15. März 2019

Wissenschaftliche Auswertungen der Routinedaten von insgesamt rund 52.000 AOK-Patienten mit unspezifischen Rückenschmerzen zeigen, dass Teilnehmer am Facharztprogramm in Baden-Württemberg besser und koordinierter versorgt sind als Patienten in der Regelversorgung.

Bei den rund 33.000 selektivvertraglich versorgten AOK-Patienten belegen die Daten für das Jahr 2016 rund 23.000 vermiedene AU-Tage (minus 8,5 Prozent). Darüber hinaus treten pro Jahr etwa 1.000 Krankenhauseinweisungen weniger auf (minus 3,25 Prozent). Die Patienten werden zudem deutlich gezielter vom Hausarzt an den Orthopäden überwiesen: Die Anzahl unkoordinierter Kontakte ohne Überweisung des Hausarztes ist um 62 Prozent verringert (20.450 Fälle).

Bei 85 von 100 Patienten sind falsche, einseitige Belastungen und zu wenig Bewegung die Ursachen der Rückenschmerzen. Am Facharztvertrag teilnehmende Orthopäden haben deutlich mehr Zeit für individuelle Beratungs- und Motivationsgespräche – vor allem zum Thema Bewegung. So können die Fachärzte ihre Patienten ausführlich dazu beraten und gemeinsam mit ihnen abstimmen, wie diese durch ihr Verhalten aktiv zu ihrer Genesung beitragen können.

Empathische Begleitung

Dr. Burkhard Lembeck, MEDI-Sprecher und Landesvorsitzender des BVOU in Baden-Württemberg unterstreicht das: „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Behandlung von Rückenschmerzen ist die Möglichkeit, die Patienten empathisch zu begleiten.“ Voraussetzung dafür sei, genügend Zeit für ein profundes Gespräch mit dem jeweiligen Patienten zu haben. Daran fehle es aber in der Regelversorgung am meisten. „Diese Zeit entsprechend vergütet zu bekommen, ist das Alleinstellungsmerkmal des Facharztvertrags“, so Lembeck.

Die Wissenschaftler der Universität Frankfurt/Main stellten in ihrer Analyse weiter fest, dass es bei Patienten mit Rückenschmerzen im Facharztprogramm weniger häufig zur Verordnung von Opioiden ohne vorherige Verordnung eines einfachen Analgetikums (NSAR) kommt. Auch die Chronifizierung des Rückenschmerzes tritt seltener auf.

Die zum Teil deutlichen Vorteile für das Untersuchungsjahr 2016 sind umso bemerkenswerter, weil der Orthopädievertrag erst 2014 gestartet ist. Derzeit behandeln exakt 600 Orthopäden und Unfallchirurgen in jedem Quartal rund 100.000 Versicherte – bei kontinuierlich steigenden Teilnehmerzahlen. Die von den Wissenschaftlern festgestellten Vorteile spiegeln sich auch in positiven Patientenbefragungen in den teilnehmenden orthopädischen Praxen wider: 91 Prozent berichten, sie seien gut betreut, der Zufriedenheitswert liegt bei 90 Prozent.

Speziell bei Rückenschmerzen gibt es zudem im gemeinsamen Facharztprogramm von AOK und Bosch BKK ein umfassendes Unterstützungsangebot der beiden Krankenkassen. Hervorzuheben ist das AOK-Rücken-Konzept, ein wissenschaftlich validiertes Rückentraining an Geräten. 2017 wurde dieses Angebot rund 32.000 Mal in Anspruch genommen, 600.000 Trainingseinheiten wurden absolviert. Für eine individuelle Beratung zum Thema Bewegung können zudem die Präventionsberater der AOK bzw. die Patientenbegleiter der Bosch BKK eingeschaltet werden.

Hier können Sie die vollständige Pressemitteilung abrufen.

Quellen:

  • AOK Baden-Württemberg
  • Evaluation der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) in Baden-Württemberg – Ausgabe 2018 (www.neue-versorgung.de)

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