Seit März leitet Dr. jur. Wolfgang Schnörer neben Ass. jur. Frank Hofmann die Geschicke der MEDIVERBUND AG. Beide Vorstände haben ihre Zuständigkeiten, unterstützen sich aber, wo es notwendig ist. Schnörers erste Aufgabe war keine leichte: Er musste das MEDI-eigene IT-Unternehmen Doc.star abwickeln.
MEDI-Blog: Herr Dr. Schnörer, was waren die Gründe dafür?
Schnörer: Ein externes Gutachten zur Software doc.star hat ergeben, dass die bisherige Programmierung technisch veraltet war, sodass wir weitere Investitionen in einer Höhe hätte leisten müssen, die wirtschaftlich nicht mehr zu vertreten waren. Der Kosten-Nutzen-Effekt stand völlig außer Verhältnis. Bei der Entscheidungsfindung wurde auch berücksichtigt, dass an der Entwicklung der Software zahlreiche Arbeitsplätze hingen. Das hieß für uns, dass wir alles möglichst sozialverträglich abwickeln mussten, was uns auch gelungen ist.
MEDI-Blog: Sie sind Jurist und Kaufmann – welcher Background hat Ihnen dabei größere Dienste erwiesen?
Schnörer: Was die Doc.star GmbH und die damit zusammenhängenden Arbeitsverhältnisse angeht, war das Zusammenspiel juristischer und kaufmännischer Überlegungen unter Berücksichtigung der entsprechenden Bewertungen zu den technischen Fragen maßgeblich. Dabei musste eben eine akzeptable Lösung für alle Seiten gefunden werden. Um diese dann entsprechend umzusetzen, half mir mein juristischer Hintergrund mehr weiter, da mit der Abwicklung einer GmbH auch viele Rechtsfragen verbunden sind.
MEDI-Blog: Inzwischen hat die MEDIVERBUND AG einen neuen Anlauf für eine eigene Praxisverwaltungssoftware genommen. Wie weit sind Sie hier?
Schnörer: Wir prüfen einige Optionen, die für uns infrage kommen würden. Das ist kein Schritt, der von heute auf morgen erfolgen kann – zumal wir bereits in diesem Bereich eben unsere Erfahrungen gemacht haben. Es gibt gute Ansätze für eine Kooperation mit Unternehmen, auf die ich momentan noch nicht näher eingehen möchte. An erster Stelle steht für uns die Entwicklung einer Software, mit der unsere Selektivverträge abgerechnet werden können. Daran aufbauend kann an die Entwicklung eines Arztinformationssystems gedacht werden. Somit ist das ein mittel- bis langfristiges Ziel.
MEDI-Blog: Welche anderen IT-Projekte sind in Arbeit?
Schnörer: Außer unserer Musterklage zum TI-Konnektor hat die Weiterentwicklung unseres Mitgliederverwaltungssystems MCC zur Version MCC 2.0 hohe Priorität. Darüber laufen beispielsweise die Aussendungen oder der Einzug der Mitgliedsbeiträge des Vereins. Zwei Entwickler sind mit der Aktualisierung beschäftigt. Dazu gehört auch das Aufsetzen neuester Technologien, damit wir künftig sämtliche Anforderungen, wie zum Beispiel eine bessere Verknüpfung zu externen Datenquellen, haben. Falls uns keine anderen dringenden Aufgaben in die Quere kommen, möchten wir damit im ersten bis zweiten Quartal fertig werden.
MEDI-Blog: Inwiefern unterscheidet sich das Vernetzungsprojekt der Vertragspartner in Baden-Württemberg von den IT-Vorhaben der Körperschaften?
Schnörer: Unser Vernetzungsprojekt stellt grundsätzlich eine Vernetzung unter Ärzten dar, die Hoheit über die Behandlungsdaten haben allein die Ärzte. Dieser Ansatz stellt somit ein sehr erfolgversprechendes Projekt im Einklang mit den Interessen einer großen gesetzlichen Krankenkasse, der AOK Baden-Württemberg, dar. Die Funktionen der Vernetzung der Vertragspartner sind aus meiner Sicht sehr pragmatisch und fortschrittlich.
Das komplette Interview lesen Sie bald in der neuen MEDITIMES.
Zur Person
Dr. jur. Wolfgang Schnörer (48) wurde in Mistelgau geboren, ist verheiratet und hat eine Tochter. 1998 legte er das 2. Juristische Staatsexamen in Bayreuth ab. Vor dem Jurastudium absolvierte Schnörer ein Studium zum Diplomverwaltungswirt in München.
Nach Tätigkeiten als Beamter, in der Wirtschaft und als Rechtsanwalt arbeitete Schnörer zuletzt im Krankenhauswesen: zuerst beim Klinikkonzern SRH, danach bei Helios.
Bei SRH verantwortete Schnörer in erster Linie die ambulanten Versorgungsstrukturen. In dieser Zeit erwarb SRH zahlreiche Arztsitze und gründete medizinische Versorgungszentren.
Bei Helios leitete Schnörer als Syndikusanwalt den Bereich Recht für die Region Bayern und später für die Region Süd. Dort war Schnörer auch als Geschäftsführer für die Amper Medico Gesellschaft für medizinische Dienstleistungen mbH tätig. Er verantwortete die Arbeitnehmerüberlassung von über 200 angestellten Ärzten an diversen Kliniken des Helios-Konzerns.