MEDI-Projekt zum Weiterbildungsverbund erfolgreich gestartet

Das ging schneller als erwartet: Am 1. Juli hat mit Sandra Schüler die erste Medizinerin ihre Ausbildung im neuen Weiterbildungsverbund für Allgemeinmediziner begonnen. Dabei handelt es sich um ein Projekt von MEDI Südwest und dem Westpfalz-Klinikum in Kirchheimbolanden.„Wenn es so weitergeht, wäre es toll“, freut sich der Initiator des Projekts, Chefarzt Dr. Michael Schmid vom Westpfalz-Klinikum, über den gelungenen Start. Gemeinsam mit der Allgemeinärztin Bärbel Rottammer aus Göllheim hatte er Mitte März den Startschuss für den Weiterbildungsverbund für angehende Allgemeinmediziner in der Region Donnersbergkreis/Rheinhessen gegeben (siehe auch MEDITIMES 2/2018, S. 34 ff). Mit ihrem Projekt wollen die Macher dem drohenden Hausarztmangel entgegenwirken.Lob von der PolitikUnd wie ernst dieses Thema bei der Politik genommen wird, zeigte sich daran, dass der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, David Langner, und der Landrat des Donnersbergkreises, Rainer Guth, bei der Gründungsveranstaltung anwesend waren. Angestrebt seien zehn solcher Weiterbildungsverbünde in Rheinland- Pfalz, „und ich freue mich, dass Sie sich heute auf den Weg machen“, richtete sich SPD-Politiker Langner an die Teilnehmer. Landrat Guth lobte ausdrücklich die Initiative der Arztpartner – es sei „höchste Eisenbahn“, etwas zu unternehmen. Er und die Verbandsbürgermeister des Kreises stünden hinter dem Projekt.Drohende UnterversorgungWie dramatisch die Lage im Hausarztbereich in der abseits der Ballungsgebiete Rhein-Main und Rhein-Neckar liegenden Region ist, schilderte MEDI-Ärztin Rottammer. „Wir haben 46 Hausärzte hier im Kreis, davon sind nur 15 unter 50 Jahre alt.“ Bis 2022 müssten im Donnersbergkreis 71 Prozent der Hausarztstellen und 66 Prozent der Facharztstellen nachbesetzt werden.Wichtig sei, ergänzte Chefarzt Schmid, den jungen Menschen zu vermitteln, dass man als Arzt „hier gut leben kann“. Diese Erfahrung habe er selbst gemacht, als er vor 15 Jahren in die Region kam. Für Gesundheitsstaatssekretär Langner ist das Projekt ein gelungenes Beispiel dafür, jungen Menschen die Ängste zu nehmen, sich für den Beruf des Hausarztes zu entscheiden.Die erste Weiterbildungsassistentin beginnt in FramersheimDie künftigen Hausärzte im Weiterbildungsverbund müssen sich ihre Ausbildungsmodule also nicht mehr mühevoll selbst zusammenstellen, sondern erhalten einen strukturierten Plan und umfassende Unterstützung. So wie die erste Teilnehmerin Sandra Schüler. Sie startete ihre Ausbildung in der Hausarztpraxis von Dr. Friedel Rohr im rheinhessischen Framersheim. „Ich suche seit einem halben Jahr eine Weiterbildungsassistentin“, freute sich der MEDI-Arzt über seine neue Mitarbeiterin.Beide kennen sich, weil Schüler während ihres Medizinstudiums in Mainz ein Praktikum in Framersheim gemacht hat. „So eine typische Landarztpraxis hat mir gefallen“, sagt die künftige Weiterbildungsassistentin. Sie habe nach ersten Gesprächen mit Schmid und Rohr das Gefühl, dass sie im Weiterbildungsverbund sehr gut betreut werde. Besonders die „extrem enge Kooperation zwischen Klinikum und Praxis“ gefalle ihr.So können sie etwa auch während ihrer Zeit in der Praxis an Fortbildungsveranstaltungen des Klinikums teilnehmen. Zwei Jahre wird Sandra Schüler in der Praxis arbeiten, dann folgen zwei Jahre im Westpfalz- Klinikum, wo sie neben der Inneren Medizin auch Einblicke in Chirurgie, Orthopädie und Gynäkologie bekommt. Als großes Manko in der Region sieht der Vorsitzende von MEDI Südwest, Dr. Ralf Schneider, den fehlenden Kontakt zu Medizinstudenten. „Was wir hier brauchen, sind Studenten im Praktischen Jahr, das ist das A und O“, betonte er bei der Gründungsversammlung.Kontakt für interessierte MedizinerAnsprechpartner und Mentor für die auszubildenden Ärzte sowie die Ausbilder ist der Gesundheitsökonom Elmar Köller, der bereits im Saarland einen Ausbildungsverbund mit aufgebaut und betreut hat. „Heute ist es einfacher, seinen Facharzt zu machen, als Allgemeinmediziner zu werden“, so seine Erfahrung. Seine Aufgabe sei es, die Interessenten durch diese Weiterbildung zu lotsen. Die Koordinierungsstelle ist am Westpfalz-Klinikum angesiedelt. Bislang nehmen vier niedergelassene Hausärzte, das Westpfalz-Klinikum und ein MVZ an dem Projekt teil. Jeder Arzt, der eine Weiterbildungsermächtigung hat, kann dem Verbund beitreten. Weiterbildungsassistentin Schüler kann sich gut vorstellen, nach dem Ende ihrer Ausbildung in der Region als Allgemeinärztin zu arbeiten. Ihre Bedingung: „Es soll eine Gemeinschaftspraxis sein.“Martin Heuser

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1 Kommentar

  1. Wolfgang Miller

    Ein gutes Beispiel, wie es geht. Auch ein Beispiel, was dabei stimmen muss: Menschen vor Ort müssen es wollen und müssen zusammenpassen: Chefarzt Dr. Michael Schmid und die Hausärztin Bärbel Rottammer haben den Verbund entwickelt und damit den Rahmen geschaffen, dass die junge Kollegin Sandra Schüler bei Dr. Friedel Rohr ihre hausärztliche Weiterbildungszeit durchlaufen kann. Dabei kannten sich die beiden schon, hätten aber vielleicht nicht zusammengefunden. Der MEDI-Weiterbildungsverbund macht’s möglich.

    Bedingungen schaffen, dass die Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten gut versorgen können, nicht mehr und nicht weniger, das ist der Gründungsgedanke von MEDI. Sektorenübergreifende Zusammenarbeit von Klinik und Praxis gehören von der ersten Stunde an dazu. Nicht mit alten Stereotypen von der Konkurrenz zwischen ambulanter Versorgung und Krankenhaus, zwischen Hausarzt und Facharzt, mit einer guten Zusammenarbeit werden wir die Herausforderungen meistern. Dazu gehören Menschen, die miteinander reden, gemeinsam anpacken. Herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Start!

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