Hersteller fordern schnellere Erstattung von Diagnostika

Berlin (pag) – Um die zunehmenden Antibiotikaresistenzen zu bekämpfen, müssen Schnelltest zur Bestimmung von Krankheitsursachen rascher in die Regelversorgung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgenommen werden. Das fordert der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) auf seiner Mitgliederversammlung.

Mit Hilfe der Tests könnten Ärzte innerhalb kurzer Zeit feststellen, ob eine Erkrankung auf eine bakterielle oder eine virale Infektion zurückzuführen ist. Weitere Tests dienten der Resistenzbestimmung des Keims und der Therapiekontrolle. Bisher werde lediglich ein einziger Test mit 1,15 Euro erstattet – viel zu wenig, so Matthias Borst, VDGH-Vorstandsvorsitzender. Wenn Ärzte die Verfahren im Alltag anwenden sollen, dürfe ihr Laborbudget dadurch nicht belastet werden. „Diese Tests müssen außerbudgetär vergütet werden“, fordert er. Zudem plädiert er für eine öffentliche Forschungsförderung, um die Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren schneller voranzubringen.

Jährlich sterben laut Borst weltweit 700.000 Menschen, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Resistenzen würden auch zunehmen, weil die Präparate ohne Notwendigkeit abgegeben würden. Allein hierzulande seien rund 90 Prozent der Antibiotikaverordnungen bei Atemwegsinfektionen überflüssig.

Prof. Klaus Heeg, ärztlicher Direktor, Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Uniklinikum Heidelberg, weist auf das Dilemma hin, vor dem Ärzte stehen: Einerseits müsse die Antibiotikatherapie bei einer Infektion schnell erfolgen, damit sie erfolgreich ist. Andererseits sollen Antibiotika nur reduziert und gezielt eingesetzt werden. Für die richtige Therapie brauche es Tests, die bestimmen könnten, ob die Infektion bakteriell ist, wie das Resistenzprofil des Keims ist und ob die gewählte Therapie anschlägt. Die bisherigen Verfahren lieferten nur teilweise die gewünschten Ergebnisse. „Es besteht noch ein hoher Forschungs- und Entwicklungsbedarf“, sagt Heeg. Oft verlangten Patienten auch bei einfachen Atemwegsinfektionen ein Antibiotikum, so der Mediziner weiter.

„Der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ist auch ein Auftrag des Koalitionsvertrages. Bis 2019 wollen wir weitere Resultate vorlegen“, erklärt Heiko Rottmann-Großner, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Gesundheit. Er regt an, die Industrie mit an den runden Tisch zu holen, um konkrete Lösungsansätze zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen voranzutreiben.