Streikverbot für Beamte bleibt – und für Vertragsärzte?

18. Juni 2018

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass Beamte in Deutschland auch künftig nicht streiken dürfen. Welche Bedeutung hat das Urteil nun für die MEDI-Klage?Seit 2012 kämpft der Vorstandsvorsitzende von MEDI Baden-Württemberg und MEDI GENO Deutschland, Dr. Werner Baumgärtner, dafür, dass auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte streiken und ihre Praxen über einen längeren Zeitraum hinweg schließen dürfen.Der Fall wurde zunächst vor dem Sozialgericht in Stuttgart, später vor dem Bundessozialgericht in Kassel verhandelt. Danach zog Baumgärtner weiter vor das Bundesverfassungsgericht und reichte dort im letzten Jahr seine Klage ein.Ass.-jur. Frank Hofmann, Vorstand der MEDIVERBUND AG, rechnet noch in diesem Jahr mit einer Entscheidung. Aber was bedeutet das Urteil des Karlsruher Gerichts voraussichtlich für die Klage des MEDI-Chefs?„Die jetzige Entscheidung offenbart allenfalls eine allgemeine Tendenz des Gerichts zum Systemerhalt“, erklärt Hofmann und ergänzt: „Schaut man näher hin, ist das aktuelle Diktum des Bundesverfassungsgerichts aber kein Präjudiz für die Frage des Streikrechts bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.“Das Streikrecht für Beamte wurde insbesondere deswegen verneint, weil Beamte zwar grundsätzlich unter den Schutzbereich des Arzt. 9 Grundgesetz, aus dem das Streikrecht abgeleitet wird, fallen, die sogenannte “hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums“ dem aber entgegenstünden, ist der Vorstand überzeugt. Diese stehen aber in der Verfassung selbst.Anders bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten: „Die Sozialgerichte hatten hier das System des Vertragsarztrechts und nicht eine Norm aus dem Grundgesetz als Argument gegen das Streikrecht herangezogen“, so Hofmann. „Wenn der Schutzbereich des Art. 9 vom Bundesverfassungsgericht hier bejaht wird, wird das Gericht auch prüfen müssen, ob das Vertragsarztrechtssystem ausreicht, um das Streikrecht zu verneinen. Deshalb hat die aktuelle Entscheidung keinen unmittelbaren Einfluss auf unser Verfahren“, bilanziert er.Der Ärztenachrichtendienst hat sich ebenfalls mit der Frage beschäftigt und folgenden Artikel veröffentlicht: https://www.aend.de/article/187915 

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

Burnout: Das High-Touch-Phänomen

Das Telefon klingelt den ganzen Tag, Patientinnen und Patienten stehen ungeduldig am Tresen und parallel benötigt die Chefin oder der Chef Unterstützung. Diese täglichen Praxissituationen kennen alle...

Burnout: Das High-Touch-Phänomen

Das Telefon klingelt den ganzen Tag, Patientinnen und Patienten stehen ungeduldig am Tresen und parallel benötigt die Chefin oder der Chef Unterstützung. Diese täglichen Praxissituationen kennen alle MFA. Täglich sind sie einem besonders hohen Maß an Stress und Multitasking ausgesetzt. Aber wann ist alles zu viel und droht vielleicht sogar ein Burnout?

ePA-Testlauf: „Der bundesweite Rollout zum 1. April 2025 ist illusorisch“

Seit Mitte Januar läuft in den drei Modellregionen Franken und Hamburg sowie Teilen von Nordrhein-Westfalen die Testphase für die elektronische Patientenakte (ePA). Eine der beteiligten Praxen ist die von Dr. Jana Husemann im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Die Hausärztin ist eigentlich ein großer Fan digitaler Anwendungen – und zieht dennoch nur ein eher ernüchterndes Zwischenfazit.

MEDI GENO Deutschland fordert Aufnahme von bundesweiten Haus- und Facharztverträgen in den Koalitionsvertrag

Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland e. V. fordert in einem Brief an alle 16 Mitglieder von CDU, CSU und SPD der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“, die in Baden-Württemberg etablierten und erfolgreichen Haus- und Facharztverträge in den Koalitionsvertrag mit aufzunehmen und künftig bundesweit auszurollen, um die ambulante Versorgung zu sichern und Patientenströme künftig effizienter zu steuern.