Erfurt (pag) – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat auf dem 121. Deutschen Ärztetag seine Absicht bekräftigt, die Sprechstundenzeiten für gesetzlich Versicherte zu erweitern. Ziel müsse es sein, dass Patienten schneller Arzttermine bekommen. „Das ist nicht nur ein gefühltes Problem”, so der Gesundheitsminister. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) plädiert angesichts des „knapp gewordenen Gutes Arztstunden“ für eine Patientensteuerung.
Wenn Ärzte zusätzlich Patienten aufnehmen oder schneller Termine anbieten, müsse das außerhalb des Budgets vergütet werden, verspricht Spahn.
Dieses Jahr beschäftigt sich der Deutsche Ärztetag unter anderem mit dem Fernbehandlungsverbot. Eine Änderung könnte Online-Sprechstunden erleichtern. Der Minister befürwortet die Lockerung: „Ich möchte, dass wir die Digitalisierung des Gesundheitswesens hier in Deutschland mit unseren Qualitätsstandards und unseren Anforderungen vorantreiben.“ Deutschland sollte bei der Telemedizin nicht warten, bis Google, Apple oder Amazon damit auf den deutschen Markt kommen. Telemedizinische Behandlungen könnten richtig gemacht eine gute Ergänzung der ärztlichen Tätigkeit sein.
BÄK-Präsident Prof. Frank Ulrich Montgomery betont in seiner Eröffnungsrede die Bereitschaft der Ärzteschaft, bei den anstehenden Reformen Verantwortung zu übernehmen. Deutliche Kritik äußerte er allerdings an den geplanten Reformmaßnahmen im ambulanten Bereich. Er verweist auf die ohnehin schon enorme Arbeitsbelastung der Vertragsärzte in einem budgetierten System. Wenn die Politik steuernd eingreifen wolle, sollte sie sich fragen, ob sie ausschließlich beim Arzt ansetzen sollte. Angesichts der nach wie vor ungelösten Probleme in den häufig völlig überlasteten Notfallambulanzen fordert der BÄK-Präsident: „Man muss die Patienten steuern, damit das knapp gewordene Gut ‚Arztstunden‘ denen zugutekommt, die es wirklich benötigen.“ Das jüngst verabschiedete Notfallkonzept des Gemeinsamen Bundesausschusses bringe jedoch weder mehr Ärzte, noch mehr Kapazitäten für notleidende Patienten. Von den Bundesländern verlangt Montgomery, zusätzliche Studienplätze in der Humanmedizin zu finanzieren. „Arztstunden, ja Ärzte insgesamt sind knapp geworden.“ (Foto: pag)