Studie zu kardiovaskulärer Prävention in der Hausarztpraxis

Bonn (pag) – Bei Herz-Kreislauf-Leiden kommt der Vorsorge eine Schlüsselrolle zu. Wie Hausärzte besser zur kardiovaskulären Prävention beitragen können, untersucht eine Studie am Institut für Hausarztmedizin des Universitätsklinikums Bonn.

Bewegungsmangel, Übergewicht sowie Nikotin- und Alkoholkonsum begünstigten die Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Herzinfarkt und Schlaganfall seien die häufigste Todesursache in Europa. „Doch allein ein sofortiger Rauch-Stopp kann das persönliche Risiko um mindestens die Hälfte senken“, sagt Dr. Markus Bleckwenn, Hausarzt in Linz und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bonner Institut. „Wir müssen in Deutschland hin zu einer kardiovaskulären Prävention, denn sie ist effektiv und preiswert.“ Nur etwa 25 Prozent des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen sei genetisch vorherbestimmt.

Für seine Studie setzte Bleckwenn in den beteiligten Lehrpraxen einen standarisierten Kalkulator ein, der das individuelle Risiko berechnet, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Der Patient erfuhr außerdem, durch welche Verhaltensänderung oder medikamentöse Therapie er sein Risiko reduzieren kann. „Alle teilnehmenden Patienten nahmen die Präventionsansprache und Durchführung durchweg positiv an“, sagt Hausarzt Dr. Sebastian Münster, der sich an der Studie beteiligt hat. „Insbesondere die einfache visuelle Darstellung war bei vielen unserer Patienten hilfreich, die entsprechende Aufmerksamkeit auf das Thema Prävention zu lenken.“

„Die Herausforderung für den Hausarzt ist es, einen Menschen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Dabei unterschätzt er meist seinen Effekt auf den Patienten“, sagt Bleckwenn. „Aber er muss sich die Zeit nehmen, um den Patienten zu motivieren.“ Eine Verhaltensänderung wie ein Rauchstopp gelänge nicht über Nacht.

Aufgrund der demografischen Entwicklung werde der Präventionsbedarf in den nächsten Jahrzehnten kontinuierlich steigen. Zukünftige Konzepte müssten eine wachsende Zahl an Risikopatienten, deren Mehrfacherkrankungen und die dadurch eingeschränkten Ressourcen der Hausärzte berücksichtigen. „Von einer verbesserten kardiovaskulären Prävention würden alle Generationen profitieren. Hausärzte sind ohne zusätzliche Kostenübernahme und trotz Zeitmangels durchaus bereit, ein dafür notwendiges Risikomanagement in ihren Praxisalltag zu integrieren“, fasst Bleckwenn das Ergebnis seiner Habilitation zusammen.