Mehr als 1.000 Aids-Erkrankungen pro Jahr nicht frühzeitig erkannt

Berlin (pag) – Pro Jahr erkranken mehr als 1.000 Menschen an AIDS, ohne das die HIV-Infektion frühzeitig diagnostiziert wird. Hausärzten kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Sie sollen Patienten informieren. Mit einer Broschüre zur Früherkennung gibt die Deutsche AIDS-Hilfe Tipps, wann ein Test sinnvoll ist.

Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 1.000 Menschen an Aids oder einem schweren Immundefekt, weil sie nichts von ihrer HIV-Infektion wissen und deswegen nicht behandelt werden können. Rund 12.700 Menschen leben in Deutschland nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts unwissentlich mit HIV – teilweise schon viele Jahre. Ihnen droht eine vermeidbare Aids-Erkrankung, während eine Behandlung ihnen ein langes und weitgehend normales Leben ermöglichen würde. Oft haben sie vorher mit vielfältigen Symptomen, die auf einen Immundefekt hinweisen, Praxen besucht, ohne dass ein HIV-Test durchgeführt wurde.

Für mehr Aufklärung und eine bessere Früherkennung engagiert sich die Deutsche AIDS-Hilfe nun mit einer neuen Kampagne. Mehr als 50.000 Praxen bekommen nächste Woche die Broschüre „HIV früh erkennen – Aids vermeiden“ der Kampagne „Kein Aids für alle!“ zugeschickt. Sie soll Ärzten helfen zu erkennen, wann ein HIV-Test angebracht ist. Möglichst frühzeitig sollen sie mit den Patienten ins Gespräch kommen und den Test anbieten.

„Wir Hausärzte nehmen eine Schlüsselrolle ein. Wir sind die erste Anlaufstelle, für Routinechecks wie bei Beschwerden und Symptomen. Wir können einen entscheidenden Beitrag leisten, indem wir Menschen eine frühe HIV-Diagnose und damit eine rechtzeitige Behandlung ermöglichen“, sagt Dr. Axel Baumgarten, Hausarzt und HIV-Spezialist. Er unterstützt die Aktion als Vorstand des Zusammenschlusses niedergelassener HIV-Mediziner in Deutschland (dagnä). „Spätdiagnosen betreffen oft Menschen, bei denen man nicht mit HIV rechnet“, weiß Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe und selbst Arzt. Den HIV-Test und damit Sexualität zu thematisieren falle vielen Ärzten schwer. „Wir geben Tipps, wie man gut ins Gespräch kommt und auch schwierige Situationen meistert“, so Schafberger.