Große Koalition macht die Niederlassung in Deutschland noch unattraktiver

Sollte der Koalitionsvertrag von Union und SPD so kommen, wie er aktuell aussieht, werden sich noch weniger Ärztinnen und Ärzte in Deutschland niederlassen, ist der Vorstandsvorsitzende von MEDI GENO Deutschland, Dr. Werner Baumgärtner, überzeugt. Denn die Politik löst damit nicht die dringenden und echten Probleme in der ambulanten Versorgung.

„Unsere Kolleginnen und Kollegen können unter diesen Voraussetzungen die nächste Ärztinnen- und Ärztegeneration mit kürzeren, flexibleren aber dennoch gut bezahlten Arbeitszeiten nicht integrieren“, so Baumgärtner. Denn die Erträge aus der budgetierten Gesamtvergütung reichen nicht mehr für die Anstellung von Ärztinnen oder Ärzten in den Versorgerpraxen aus. Diese sind aber notwendig, da die jüngeren Ärztinnen und Ärzte berechtigterweise nicht mehr bereit sind, die gleiche Anzahl an Arbeitsstunden zu leisten wie die früheren Generationen. „Das Praxissterben geht weiter“, warnt der MEDI GENO-Chef im Rundschreiben an seine Mitglieder.

„Eine Zumutung ist auch, dass die Praxen wieder einmal mehr unbezahlte Bürokratie und Verwaltungsaufgaben der KVen übernehmen sollen“, kritisiert er. Gleichzeitig müssen die KVen mit dem Geld der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und ohne zusätzliche Mittel eigene Einrichtungen, wie zum Beispiel die Terminservicestellen, aufbauen und betreiben.

„Ohne die freiberuflichen Arztpraxen und allein durch mehr Pflegeberufe, die Öffnung der Krankenhäuser und die Digitalisierung lässt sich die ambulante Versorgung der Menschen in Deutschland aber nicht bewerkstelligen“, betont Baumgärtner. Er vermisst auch nach wie vor die Förderung von Facharztverträgen im Koalitionsvertragsentwurf: „Die Politik möchte das Facharzttermin- und Wartezeitenproblem in Deutschland lösen, ignoriert aber ein erfolgreiches Modell, das in Baden-Württemberg schon seit Jahren funktioniert und den teilnehmenden Praxen und Patienten nachweislich Vorteile bringt.“