Prüfer-Storcks: „Wir brauchen eine Revolution“

Berlin (pag) – „Ohne Digitalisierung ist eine sektorenübergreifende Versorgung nicht denkbar“, sagt Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) beim Bundeskongress der Deutschen Gesellschaft für integrierte Versorgung. „Wir brauchen eine Revolution und müssen die Patienten dabei in den Mittelpunkt stellen.“ Und auch das ärztliche Honorarsystem will sie grundlegend reformieren.

Insgesamt 20 Versuche habe der Gesetzgeber bisher unternommen, um den ambulanten und stationären Sektor besser zu verzahnen – mit keinem davon sei es gelungen, die Versorgung in relevantem Maße zu beeinflussen. Am Beispiel ambulant spezialfachärztliche Versorgung (ASV) macht Prüfer-Storcks deutlich, warum die Bemühungen der Politik aus ihrer Sicht nicht fruchten: Sowohl beim Verordnungsverhalten als auch bei der Qualitätssicherung und den Abrechnungsmodalitäten driften Niedergelassene und Kliniken demnach weit auseinander. „Da hat man versucht, zwei Welten zusammenzuführen, die nicht zueinander passen.“

Die Hamburger Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz gilt für den Fall, dass sich Union und Sozialdemokraten zu einer Fortsetzung der Großen Koalition durchringen können, als eine mögliche Anwärterin auf den Posten als Bundesgesundheitsministerin – und macht deutlich, wohin die Reise unter ihrer Führung gehen würde: Sie dringt etwa auf ein einheitliches Abrechnungssystem für die beiden Sektoren. Das sei zwar „eine große Herausforderung, wir sollten davor aber nicht kapitulieren.“ Die Honorarordnung für Niedergelassene will sie ohnehin grundlegend reformieren. Darunter versteht sie etwa, die Quartalsplanung abzuschaffen. Diese „deutsche Tradition“ sorge für unnötig viele Patientenkontakte. Stattdessen schlägt sie vor, auf jährliche Pauschalen umzustellen. Diese könnten sich zusammensetzen aus einer kontaktunabhängigen Koordinierungspauschale sowie einer jährlichen Behandlungspauschale plus Einzelleistungsvergütung.

Den Gesetzgeber sieht sie nun in der Pflicht, die grundlegenden Rahmenbedingungen anzugehen. Andernfalls werde es keine sektorenübergreifende Versorgung geben. Diese Umwälzung wird Prüfer-Storcks zufolge „komplex und nicht widerstandsfrei ablaufen, sie ist aber nötig, wenn wir etwas bewegen wollen. Sonst müssen wir uns mit dem zufriedengeben, was wir haben.“ (Foto: pag)