Frankfurt/Münster (pag) – Die Zahl der Organspenden ist erneut gesunken. 2017 gab es 797 Spender, 60 weniger als vorletztes Jahr. Damit ist auch die Anzahl der gespendeten Organe insgesamt um 9,5 Prozent auf 2.594 Organe gesunken, teilt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mit. In der Bevölkerung müsse das Vertrauen in das Organspendesystem erneuert werden, fordert Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe.
Die DSO hat angesichts der anhaltend schlechten Entwicklung gemeinsam mit den Entnahmekrankenhäusern Untersuchungen zu den möglichen Ursachen durchgeführt. Entscheidend für die Verbesserung der Situation sei für die DSO die konsequente Berücksichtigung des Willens zur Organspende im Zuge von Behandlungsstrategien am Lebensende. „Auf den Intensivstationen müssen die Ärzte mögliche Spender erkennen und die Koordinierungsstelle informieren“, fordert die Stiftung. Die Auswertungen zeigten, dass bei Therapieentscheidungen am Lebensende die Organspende teilweise nicht in Betracht gezogen wird.
Hinzu kommt nach der Auffassung des Kammerpräsidenten Windhorst, dass es auch die Aufgabe der Ärzteschaft sei, das Vertrauen der Menschen in das Organspendesystem zu erneuern. So sei etwa „die überarbeitete Hirntod-Diagnostik nach wie vor ein sicheres und transparentes System nach den Harvard-Kriterien, also auch wissenschaftlich gesichert“, sagt Windhorst. Neben der Einführung der Widerspruchslösung, wie sie bereits in Spanien angewandt wird, plädiert Windhorst dafür, die strukturellen und finanziellen Voraussetzungen für Organspenden in Krankenhäusern zu verbessern. So müssten die Transplantationsbeauftragten in den Kliniken bessere Bedingungen zur Erfüllung ihrer Aufgaben erhalten. „Transplantationsbeauftragte müssen für ihre Arbeit aus dem Routinebetrieb eines Krankenhauses herausgenommen werden und autarker als bisher agieren können.“
Die DSO kritisiert zudem, dass Patientenverfügungen bezüglich der Frage der Organspende keine klare Regelung enthalten und aufgrund des häufig gewünschten Verzichts auf lebensverlängernde intensivmedizinische Maßnahmen eine Organspende vermeintlich ausschließen. „Auch die zunehmende Arbeitsverdichtung und -belastung auf den Intensivstationen sind zusätzliche Hürden für die Organspende“, stellt die Stiftung fest. (Foto: pag)