Ärzte zur Wahl: Reformen ja, Systemwechsel nein

Kurz vor der Bundestagswahl positioniert sich die niedergelassene Ärzteschaft: Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung seien ein tragendes Element des deutschen Systems, dessen Verstaatlichung der falsche Weg.

„Bald werden wir wissen, wer Deutschland in den kommenden vier Jahren regieren wird. Unabhängig vom Wahlergebnis appellieren wir an die künftige Regierung: Sorgen Sie dafür, dass unser weltweit hochgeschätztes Gesundheitssystem nicht von den Beinen auf den Kopf gestellt wird!“ Das hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, heute in Berlin gesagt. Zwei Wochen vor der Bundestagswahl stellte er, gemeinsam mit der Allianz Deutscher Ärzteverbände, die Positionen der niedergelassenen Ärzte zur Wahl vor.

Sowohl KBV-Chef Gassen als auch der Sprecher der Allianz, Dr. Werner Baumgärtner, warnten insbesondere vor einer zunehmenden Verstaatlichung des Gesundheitswesens. „Ein Blick in andere europäische Länder macht schnell deutlich, wohin eine zentralistische Organisation der Gesundheitsversorgung führen kann. Die Folgen sind unter anderem die Abschaffung der freien Arztwahl sowie monatelange Wartezeiten auf ärztliche Eingriffe“, so Gassen.

„Wir brauchen deutlich mehr Spielräume, um bundesweit neue Versorgungskonzepte mit den Krankenkassen umzusetzen – sowohl im Bereich des Kollektivvertrags als auch im Bereich der Hausarzt- und Facharztverträge“, ergänzte Baumgärtner.

Ein typisches und wesentliches Element des deutschen Erfolgsmodells sei die Selbstverwaltung, so Gassen. „Sie ist am besten in der Lage, Lösungen für Probleme – die es unbestritten auch bei uns gibt –gemeinsam mit allen Beteiligten zu erarbeiten, statt per Ordre de Mufti. Ein aktuelles Beispiel ist die Versorgung im Not- und Bereitschaftsdienst. Hier haben wir als ärztliche Selbstverwaltung ein tragfähiges Konzept erarbeitet, das allen Anforderungen einer modernen und bedarfsgerechten Versorgung Genüge trägt. Der Patient wird mit modernen Kommunikationsmitteln in die Lage versetzt, die für ihn richtige Anlaufstelle zu finden. Eine enge Zusammenarbeit von Rettungs- und Bereitschaftsdienst soll dafür die Grundlage bilden. In enger und vertrauensvoller Abstimmung der Niedergelassenen mit ihren angestellten ärztlichen Kolleginnen und Kollegen werden wir eine sinnvolle und versorgungsgerechte Patientenkoordination passgenau gestalten“, betonte Gassen. Weitere wichtige Themen für die kommende Legislaturperiode seien die Anpassung der Versorgungsstrukturen an die zunehmende Ambulantisierung der Medizin, die Digitalisierung, der ärztliche Nachwuchs sowie eine verbesserte Kooperationen mit anderen Gesundheitsberufen.

„Die Allianz Deutscher Ärzteverbände unterstützt die KBV in allen aufgeführten Punkten“, stellte Allianz-Sprecher Baumgärtner klar. „Zusätzlich fordern wir den Erhalt der Verpflichtung für Hausarztverträge und eine Förderung für den freiwilligen Abschluss von Facharztverträgen im § 140a SGB V.“

Hier gelangen Sie zum Positionspapier der Allianz Deutscher Ärzteverbände.